Daten

Region: Berlin-Brandenburg
Seegröße:
 7,65 km²
Maximale Tiefe:
 über 55m
Sichtweiten:
 2-6m

  • Foto: Werbellinsee, Einstieg Dornbusch
    Werbellinsee, Einstieg Dornbusch

Beschreibung

Der Werbellinsee nordöstlich von Berlin (Entfernung ca. eine Auto-Stunde) ist nicht nur einer der beliebtesten Seen des Bundeslandes sondern war in der Vergangenheit auch ein wichtiger Faktor für den Aufstieg Berlins. Der langgezogene See, der mitten im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin liegt, gehört mit zur Bundeswasserstraße Werbelliner Gewässer und wird entsprechend häufig von segel- und motorbetriebenen Booten und Schiffen aller Größen befahren. Der Werbellinsee, der während der Eiszeit entstanden ist, wird unter anderem vom nahen Grimnitzsee gespeist und ist heute zudem über den Werbellinkanal mit dem Oder-Havel-Kanal verbunden.

Der Werbellinsee ist sehr fischreich, weswegen er früher auch stärker für die kommerzielle Fischerei genutzt wurde. Auf Angel-Portalen im Internet wird besonders der „exzellente Barsch- und Hechtbestand“ mit besonders großen Exemplaren hervorgehoben. Aber auch Friedfische wie Spiegelkarpfen, Schleie, Brassen, Plötzen, Rotfedern, Güstern und Lauben sind allgegenwärtig. Auch Welse, Aale und Quappen sind im Werbellinsee heimisch. Mit etwas Glück bekommt man sie auch zu sehen.

Legenden und Geschichte

Zum Werbellinsee gibt es die Sage von der versunkenen Stadt Werbellow, deren reiche Bewohner in Saus und Braus lebten. Zur Mitte des 14. Jahrhunderts soll ein Bettler in die Stadt gekommen sein und an jeder Tür um Essen und ein Nachtlager gebeten haben. Doch überall wurde er hartherzig abgewiesen – bis auf das letzte Haus. Hier erhielt er Speis und Trank sowie eine Unterkunft. Am nächsten Tag verließ der Bettler die Stadt und der gute Bürger hatte den Traum, dass er die Stadt Werbellow schnell verlassen solle. Er tat es sofort, merkt jedoch bald, dass er etwas wichtiges vergessen hatte und eilte zurück. Doch die Stadt Werbellow war verschwunden, mit allen Gebäuden und allen Menschen. An ihrer Stelle liegt seitdem der Werbellinsee.

Zu schön um wahr zu sein, aber zumindest weisen Funde von frühgeschichtlichen Pfählen und Scherben wirklich auf eine Besiedlung ungefähr im 14. Jahrhundert hin.

Die Natur rund um den See zog im 20. Jahrhundert auch die Nazis an: Unter Anleitung von Nazi-Größe Hermann Göring entstand im Südwesten bei Eichhorst ein Wildtiergehege.

Und auch bei der DDR-Führung war die Gegend beliebt: Am östlichen Ufer wurde im Jahr 1952 die Pionierrepublik Wilhelm Pieck als Bildungsstätte für zukünftige DDR-Kader eröffnet. Heute ist es die Europäische Jugend- und Erholungs-Begegnungsstätte (EJB), bei der man sich nicht nur auch als „Nicht-Jugendliche“ preiswerte Unterkünfte besorgen, sondern auch gleich die auf dem Gelände befindliche Tauchbasis nutzen kann. Auf der gegenüberliegenden See-Seite empfing Staatschef Erich Honecker 1981 den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt im Jagdschloss Hubertusstock bei dessen Staatsbesuch in der DDR.

Tauchen im Werbellinsee

Bei Tauchern ist der Werbellinsee zum einen wegen der möglichen Tiefe sehr beliebt. Nach dem Stechlinsee ist er der zweittiefste See in Brandenburg und eignet sich somit auch für anspruchsvollere und Tec-Tauchgänge mit anderen Gasgemischen, Stages und Scooter. Und zu sehen gibt es immerhin auch einiges: Neben einer vielfältigen Unterwasserlandschaft und verschiedenen neueren Wracks liegen hier auch die alten Kaffenkähne. Diese aus Holz gefertigten Last-Segelkähne brachten im 18. und 19. Jahrhundert vor allem Steine und Ziegel in die aufstrebende Stadt Berlin. Der Bedarf an Baumaterial war immens und wurde weitgehend per Schiff über die Seen und Flüsse der Region befriedigt. Einen großen Anteil hatten dabei die Kaffenkähne, deren Name von den schnabelähnlichen und weitaufragenden Spitzen an Bug und Heck (Vorderkaffe, Hinterkaffe) herrühren.

Mit diesen zwischen drei und vier Metern breiten und 30 bis 40 Meter langen Seglern konnten große Mengen (bis zu 150 Tonnen) transportiert werden. Doch trotz dieser Zuladungsmöglichkeit wurdent die Kaffenkähne oftmals überladen. Mit einem enormen Risiko: Aufgrund des geringen Tiefgangs waren sie anfällig für Wind und Wellen. Konnte die Ladung bei einem Sturm nicht mehr rechtzeitig über Bord geworfen werden, so war das Schiff unweigerlich dem Untergang geweiht. Ein Glück für die Taucher heutzutage, die mit den Kaffenkähnen nicht nur ein tolles Fotomotiv, sondern auch ein echtes Stück Geschichte vorfinden.

Sicherheitshinweis

Aufgrund des angesprochenen Bootsverkehrs (bis hin zu großen Fahrgastschiffen) sollte man bestimmte Vorkehrungen treffen. Da nicht nur in der Seemitte mit Booten und größeren Schiffen gerechnet werden muss, sollte man auch beim Auftauchen am Ufer Sorgfalt walten lassen.

Freiwasseraufstiege sind generell zu vermeiden und wenn, dann nur mit geschossener Boje durchzuführen.

Füllmöglichkeiten

Tauchbasis Werbellinsee
Joachimsthaler Straße 20 (auf dem Gelände der EJB)
16247 Joachimsthal
Inhaber: Rudibert Beck
Tel.: 03332 33310 oder Mobil: 0170 9773380 

Füllstation Altenhof
Klaus Hörnicke
Dorfstraße 5
16244 Altenhof
Tel.: 033363 3296

Tauchplatz Dornbusch

Beschreibung:

Der Tauchplatz Dornbusch ist wohl der bekannteste des Werbellinsees. Es gibt hier keine Tauchbasis, das Tauchen ist kostenlos möglich. Der reich bewachsene Uferbereich mit guten Sichtweiten lohnt sich dabei auch für Anfänger, die meisten werden jedoch wegen des relativ leicht zu erreichenden Kaffenkahn-Wracks dort hinfahren. Vom linken Ufer taucht man auf ca. 85-90 Grad ab und erreicht so schnell Tiefe. Nach wenigen Minuten Tauchzeit und auf etwa 30m muss man sich dann etwas rechts halten – und schon trifft man auf das Wrack des Dornbusch-Kaffenkahns 1.

Das Wrack des deutlich über 100 Jahre alten Holz-Lastenseglers, ist noch in einem verhältnismäßig guten Zustand, der sich aber leider – auch durch Taucher – in den letzten Jahren verschlechtert hat. Der Bug ist der höchste Punkt des Wracks (ca. 29m) und zeigt in Richtung Mergelwand, während der tiefste Teil des Schiffes, die Ruderpinne mit Ruderblatt, bei etwa 36-38m liegt. In Ruhe kann man das Wrack umrunden und sich dabei auch die noch auf dem Schiff befindliche Ladung mit Ziegelsteinen oder die zusammengefallene Hütte anschauen. Um nichts zu beschädigen heißt es hier natürlich: Nichts anfassen! Auch sollte man äußerst vorsichtig mit seinen Flossenschlägen sein, um nicht das feine Sediment aufzuwirbeln. Ist man zurück am Bug geht es geradeaus weiter Richtung Ufer und zum Ausstieg.

Oder man taucht auf ca. 100 Grad weiter in Richtung der Tec-Plattform, die auf knapp 40m mit zwei Bewohnern (Taucherpuppe und Nixe) auf einen wartet. Weiter auf dem ursprünglichen Kurs hätte man dann noch die Möglichkeit die auf 44m liegende Alu-Yacht „Nautilus“ zu bewundern. Spätestens hierfür sollte man dann aber auch mit „großem Gerät“ ausgestattet sein.

Als Alternative dazu lässt man Plattform und Alu-Yacht aus und taucht vom Heck des ersten Kaffenkahns in Richtung des zweiten. Dieses liegt wiederum ca. 7 Minuten auf Nord-Kurs vom ersten entfernt auf ca. 33 Metern. Von hier aus kann man dem 250-Grad-Kurs zum Ufer zurück folgen.

Für alle hier aufgeführten Sehenswürdigkeiten muss man ganz klar sagen, dass dies ein anspruchsvoller Tauchgang ist. Der Werbellinsee hat nicht nur etwas Mystisches an sich, durch die völlige Dunkelheit und mit der Gefahr durch Schlammaufwirbelungen die Sicht schlagartig gegen Null zu bringen, werden hier einige Erfahrungen vorausgesetzt. Der Tauchgang ist mit Luft machbar, entsprechende Dekozeiten sollten aber einkalkuliert werden. Doppelflaschen und ggf. Stageflaschen mit anderen Gasgemischen sind empfehlenswert.

Anfahrt und Parken:

Die Anfahrt erfolgt über die Autobahn A11 wahlweise ab der Abfahrt 12 Finowfurt oder 10 Chorin. Von Berlin kommend fährt man bei der Abfahrt Finowfurt links auf die 167 und dann nach der Brücke rechts auf die L220. Nach dem Ort Eichhorst muss man sich rechts halten und der L220 (Seerandstraße) weiter bis zum Parkplatz am Tauchplatz folgen. Bei der Abfahrt Chorin geht es anschließend in Richtung Joachimsthal und dann Links auf die L220.

Am Tauchplatz Dornbusch gibt es eine Badewiese und mehrere Parkplätze, für die man über die Straße gehen muss. Aufpassen sollte man hier vor allem auf die Motorradfahrer, die teilweise mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit durchfahren!

Es ist empfehlenswert den Tauchplatz Dornbusch im Sommer eher unter der Woche aufzusuchen, da es am Wochenende und bei gutem Wetter hier doch sehr voll werden kann.

Koordinaten:

N 52.938611 E 13.716389 bzw. N 52° 56′ 19 E 13° 42′ 59

Eine Antwort

  1. Frank sagt:

    War leider bisher nur einmal am Werbellinsee. Aber der Tauchplatz Dornbusch ist mir in bleibender Erinnerung geblieben. Schon etwas gespenstisch, wenn mit einem Mal der Kaffenkahn aus dem stockdunkeln auftaucht. Einmalig.Ein toller Tauchplatz

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