Mit den Buch Geisterschiffe ist den Autoren Carl Douglas und Jonas Dahm eine atemberaubende Dokumentation von Ostsee-Wracks gelungen. Ein Buch mit Wow-Effekt zum Eintauchen und Träumen.
aus dem Buch Geisterschiffe, Foto: Jonas Dahm

Der große Erfolg des Buches ‎Ghost Ships in England und Schweden versprach schon einiges, nun ist Geisterschiffe auch in Deutschland erschienen.

Die beiden Autoren nehmen uns mit ihren Bildern von Beginn an mit auf eine Reise zum Grund der Ostsee. Ihre Tauchgänge führen sie dabei hinab bis in eine Tiefe von 110 Metern, wodurch der Wert dieser tollen Fotos noch einmal gesteigert wird. Denn schließlich verbleiben in dieser Tiefe nur wenige Minuten Zeit, um alles ins rechte Licht zu bringen und auf den Auslöser für das perfekte Bild zu drücken. Nur eine handvoll Minuten unten am Wrack ziehen zudem gleich bis zu mehrere Stunden an Auftauchzeit (Dekozeit) nach sich.

Und trotzdem hat der Unterwasserfotograf Jonas Dahm mit seinen Bildern immer wieder den Blick fürs Detail und fängt damit unglaubliche Momente ein. Einmal sind es kleinste Verzierungen am Schiff, ein anderes Mal die Reste der Schiffsladung, die er gekonnt zur Schau stellt.

Wer schon mal in der Ostsee getaucht ist, der wird dabei immer wieder die klaren Fotos bestaunen, von denen viele so aussehen, als wären sie nicht Unterwasser aufgenommen worden. Zum Beispiel bei den Aufnahmen im Inneren des Schiffes, bei denen man nicht vermuten würde, dass sich hier noch Wasser im Raum befände. Selten findet man solche Sichtweiten und klare, sediment- und schwebeteilchenfreie Bedingungen vor. Und wie Carl Douglas versicherte, wurden die Fotos nur sehr wenig nachbearbeitet.

Der Fokus von Geisterschiffe liegt eindeutig auf den Fotos. Sie spielen die Hauptrolle in dem wertigen querformatigen Hardcover-Buch, bei dem die Fotos oftmals sogar über beide Buchseiten gehen. Dazwischen befinden sich immer wieder kurze Erklärtexte, die uns Lesern die Schicksale der Wracks näherbringen. Douglas und Dahm haben aufwendig recherchiert und ihre Erkenntnisse zusammengetragen.

Auch das macht das Buch Geisterschiffe so wertvoll. Denn die beiden erzählen nicht (nur) die Geschichte von altbekannten Schiffsuntergängen, die man in vielen anderen Büchern auch finden kann, sondern es sind gerade die Erzählungen all der bisher eher unbekannten Schiffe, die das Buch so spannend machen. Die Wracks sowie die Arbeit von Carl Douglas und Jonas Dahm erzählen im Buch Geisterschiffe nun ihre Geschichte weiter.

Im Gegensatz zu vielen anderen Berichten, erwähnen die beiden Autoren die genauen Positionen der Wracks in ihrem Buch aber nicht. Wer sich die Fotos anschaut, der weiß auch warum: Jeder Wrackplünderer würde sich die Finger danach lecken und alles dafür tun, um die zum Teil sehr gut erhaltenen Wracks betauchen (und plündern) zu können.

  • aus dem Buch Geisterschiffe, Foto: Jonas Dahm
    aus dem Buch Geisterschiffe, Foto: Jonas Dahm

Wracks in der Ostsee

Wie viele Wracks sich in der Ostsee befinden, weiß niemand so genau. Dass es viele sein müssen, zeigt schon der Umstand, dass die Ostsee eine vielbefahrene Handelsstraße war und noch immer ist. Und auch viele Seeschlachten forderten im Lauf der Jahrhunderte zahlreiche Opfer an Mensch und Schiff. Schätzungen zufolge sind es zwischen 10.000 und 100.000 Schiffswracks auf dem Grund der Ostsee, weiß auch der Unterwasserarchäologe Dr. Florian Huber, den ich in einem früheren Artikel (Auf ein Deko-Bier mit Dr. Florian Huber) interviewt habe.

Er kennt auch den Grund, warum viele der Wracks auch heute noch so gut erhalten sind: Die Ostsee ist ein Binnenmeer und in großen Teilen nicht nur kalt und dunkel, sondern auch sauerstoffarm und mit einem niedrigen Salzgehalt. Dadurch bleiben zum Beispiel Holz, aber auch große Teile der Ladung besser und damit länger erhalten. Gleichzeitig bringen diese Bedingungen aber noch einen Vorteil mit sich: Der Schiffsbohrwurm (Teredo navalis, Schiffsbohrmuschel) kann in diesen Bedingungen kaum überleben und lässt damit zwangsläufig die Wracks in vielen Teilen der Ostsee in Ruhe bzw. befällt sie nicht in dem Ausmaß wie woanders auf der Welt.

Unser Fazit

Das Buch Geisterschiffe ist gewaltig. Selten hat man solche brillanten Aufnahmen von Schiffswracks zu Gesicht bekommen – und schon gar nicht in dieser Vielzahl gesammelt in einem einzigen Buch.

Bei vielen Aufnahmen fragt man sich, wie sie das so hinbekommen haben. Denn solche klaren, gut ausgeleuchteten, perfekt inszenierten Bilder sind neben ganz viel Arbeit und Planung auch immer sehr viel Glück. Die Tauchbedingungen müssen für solche Aufnahmen stimmen und der Moment beim Abdrücken genau der richtige sein, damit zum Beispiel aufgewirbeltes Sediment sich wieder gesetzt hat und die praktisch immer vorhandenen Schwebeteilchen nicht das ganze Bild verderben.

Carl Douglas und Jonas Dahm fangen mit ihren Bildern die Stimmung perfekt ein, so dass sich wahrscheinlich alle Taucher beim Anblick ihrer Bilder sofort wünschen, genau jetzt an diesem Wrack sein zu können. Und genau das macht das Buch aus: es schlägt die Leserinnen und Leser sofort in seinen Bann und lässt sie nicht mehr los.

Für uns ein Muss, es im Regal stehen zu haben und damit eine klare Kaufempfehlung.
(Mehr Infos zum Kauf findet ihr unten)

Und während wir dieses einzigartige Buch in unseren Händen halten, sind Carl und Jonas schon längst wieder beim nächsten Projekt, wie sie bei der Buchvorstellung berichtet haben. Wir dürfen also auf das nächste Meisterwerk und viele weitere tolle Fotos gespannt sein.

  • aus dem Buch Geisterschiffe, Foto: Jonas Dahm
    aus dem Buch Geisterschiffe, Foto: Jonas Dahm

Über die Autoren

Die beiden Autoren des Buches Geisterschiffe sind in der Wrack- und Tauchszene keine Unbekannten und haben sich schon mit zahlreichen Wrackfunden und deren Dokumentation einen Namen gemacht.

Carl Douglas

Carl Douglas ist Historiker, Taucher und Fotograf. Sein Antrieb ist die große Neugier auf Verborgenes und die Unerforschtheit des Meeres. In der Vergangenheit war er schon für zahlreiche spektakuläre Wrackfunde verantwortlich. Dazu zählen das schwedische Signalaufklärungsflugzeug Typ DC-3 und das Regalschiff Svärdet, das 1676 bei einer Seeschlacht unterging. Mit seinen Büchern möchte er die Geschichte von bekannten aber auch den vielen unbekannten Schiffen, ihren Besatzungen und deren Geschichte erzählen.

Jonas Dahm

Sein Tauchpartner Jonas Dahm ist ein hervorragender Unterwasserfotograf. Mit Hilfe seiner Wrackaufnahmen lässt er die Schiffe wieder auferstehen und die Betrachter tief mit eintauchen. Durch seine Fotos möchte er allen, die in der Realität nicht mit hinabtauchen oder dabei sein können, die Gelegenheit geben, dabei zu sein. Für ihn ist beim Fotografieren der geschichtliche Aspekt seiner Motive am wichtigsten.

Buchvorstellung in der Schwedischen Botschaft

Ende September erhielten wir erst eine E-Mail, dann eine postalische Einladung im Namen des Malik Verlags und der Schwedischen Botschaft: “Einladung zur Premiere des Buches Geisterschiffe in Anwesenheit der beiden Autoren Carl Douglas und Jonas Dahm”.

Foto von der Buchvorstellung Geisterschiffe
Autor Carl Douglas (links) während der Vorstellung des Buchs “Geisterschiffe”.

Für uns war sofort klar, dass wir uns diese Premiere nicht entgehen lassen konnten und so machten Carsten und ich (Alex) uns am 12. Oktober zusammen mit Dirk Fröbel auf zur Schwedischen Botschaft in Berlin. Das Haus der Nordischen Botschaften, in dem sich neben der Schwedischen Botschaft auch die Botschaften von Dänemark, Finnland, Island und Norwegen befinden, ist ein beeindruckender Bau und schon für sich alleine ein Besuch wert. Die Vorstellung fand im Saal des Felleshus, dem Gemeinschaftshaus der Botschaften, statt.

Nach der Begrüßung durch den Militärattaché und die Kulturbeauftragte der Schwedischen Botschaft stellte Carl Douglas, einer der beiden Autoren, das Buch “Geisterschiffe” und die imposanten Fotos den Gästen vor. Er erwähnte dabei viele spannende und interessante Details ihrer Tauchgänge und schilderte auch den beschwerlichen Weg mit über 12 Jahren Arbeit, um das ganze Material für das vorliegende Buch zusammen zu haben.

Nach dem Vortrag waren wir begeistert: Nicht nur von der Art und Leidenschaft, wie Carl Douglas die Erlebnisse und die Geschichte von einzelnen Wracks geschildert hat, sondern auch von den atemberaubenden Fotos, die den beiden gelungen sind.

Beim anschließenden netten Beisammensein kamen wir mit Carl Douglas auch noch ins Gespräch, wobei das nachfolgende Foto entstanden ist.

Foto von der Buchvorstellung Geisterschiffe
Foto von der Buchvorstellung “Geisterschiffe”: Dirk Fröbel, Alexander Sempf, Carl Douglas, Carsten Kowalski

Das Buch kaufen

Das Buch Geisterschiffe ist im Fachhandel und natürlich online zu beziehen.

Titel: Geisterschiffe
Herausgeber: ‎Malik Verlag
Seitenzahl: 272 (gebunden)
Preis: 45 Euro
ISBN-13: ‎978-3890295732

Kaufen könnt ihr es direkt zum Beispiel auch hier: Geisterschiffe von Carl Douglas und Jonas Dahm

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2 Kommentare

  1. Dem kann ich mich eigentlich nur anschließen: Das Buch ist wirklich klasse. Nach eurem Artikel habe ich es mir gleich gekauft und muss schon sagen, dass es seinen stolzen Verkaufspreis von 45 Euro wirklich wert ist.

    Was die beiden da mit ihrem Team zusammengetragen haben, ist schon einzigartig, sowas habe ich bislang noch nirgends in diesem Maß gesehen. Kein Wunder, dass es so lange an Zeit und Tauchgängen gebraucht hat. Hut ab!

  2. Das sind ja mal wirklich krasse Fotos, die da in dem Buch zusammengetragen wurden! Echt genial.
    Ich muss ja zugeben, dass ich vorher von dem Buch noch nie was gehört hatte und nur über euren Artikel darauf gestoßen bin. Werde es mir nun genauer anschauen und sicher auch kaufen. Danke für den Hinweis.

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