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Wenn man im Bekanntenkreis erzählt, dass man bei den nächsten Tauchgängen auch auf Haie treffen wird, sind die ersten Reaktionen eigentlich immer Sorge und Unverständnis. Nicht selten bekommt man “Pass auf dich auf” oder “Hoffentlich passiert dir nichts” zu hören.
Die Ängste im Kreis von Freunden, Bekannten und Familie sind meistens groß, wenn es um das Thema Haie geht. In Taucherkreisen findet man beides: Von purer Begeisterung bis zur totalen Ablehnung oder Angst. Das ist oftmals einfach unbegründet: Nur wenige sind in ihrem Leben bis dahin je einem Hai begegnet – vom Aquarium vielleicht einmal abgesehen.
Doch jedem, der Haien Unterwasser begegnet ist, wird dieses beeindruckende Erlebnis im Kopf bleiben. Die eleganten Tiere sind die perfekten Jäger, die mit gleichmäßigen, geradezu majestätischen Bewegungen im Riff patrouillieren oder im weiten Blau des Ozeans ihre Kreise ziehen.
Selten kommen sie dabei dem Menschen zu nahe. Sie sind scheu und gehen Begegnungen mit unbekannten oder gar größeren Lebewesen lieber aus dem Weg. Nur wenige Arten, wie zum Beispiel der Weißspitzenhochseehai, sind eher neugierig und schauen, wer sich da noch so im Wasser befindet.
Kenne die Haie, mit denen du tauchst
Es gibt viele verschiedene Haiarten mit vielen unterschiedlichen Verhaltensweisen. Während man mit einigen ohne große Vorkehrungen und Schwierigkeiten tauchen kann, muss man sich bei anderen wiederum vorher Gedanken zum Ablauf machen. In jedem Fall ist es ratsam, dass man sich vorher mit den Haien beschäftigt, auf die man treffen könnte. Dazu gibt es neben allerhand Informationen im Netz auch gute Bücher von anerkannten Haiforschern wie Dr. Erich Ritter oder der Haischutzorganisation Sharkproject. Bei der Recherche stößt man schnell auf Besonderheiten und mögliche Gefahren. Besonders interessant ist hier das Verhalten der Haie, wenn sie auf den Menschen treffen. Akzeptieren sie die Anwesenheit oder gibt es Anzeichen von Aggression (und wie äußern sich diese)?
Taucht man mit Guides, sollten in jedem Fall deren Anweisungen befolgt werden. Sie dürften die Haie und die Gegebenheiten vor Ort am besten kennen. Gefährliche Situationen, die durch falsches Verhalten erzeugt werden, sollten unbedingt vermieden werden.
Füttern verboten!
Leider ist das Anfüttern von Haien groß in Mode gekommen. Die Tiere werden damit angelockt, um dem zahlenden Kunden eine bestmögliche Show abliefern zu können.
Über diese Praxis kann man sicherlich noch trefflich streiten, eines sollte aber klar sein: Niemals selber die Haie anfüttern! Fütterungen müssen den Profis überlassen werden. Haie reagieren sehr unterschiedlich auf Futter im Wasser und auf die Futtergeber. Oftmals kommt es zu aufdringlichem oder gar aggressivem Verhalten gegenüber dem Menschen. Bei Fütterungstauchgängen sollte man sich vorab über Notfallmaßnahmen erkunden und gezielt danach fragen, wenn sie im Briefing nicht ausführlich behandelt werden.
Viel schöner ist es, Haie in ihrer natürlichen Umgebung mit ihrem natürlichen Verhalten zu begegnen.
Tauchfähigkeiten
Zum Tauchen mit Haien sind eigentlich keine besonderes Fähigkeiten notwendig. Gute Tauch- und Tarierfähigkeiten einmal vorausgesetzt, kommt es erstmal nur auf den Tauchspot an, der gegebenfalls besondere Fertigkeiten, z. B. durch Strömung, voraussetzt.
Bitte nicht berühren!
Im ersten Artikel unserer Unterwasserfotografie-Serie haben wir geschrieben, dass Unterwasser nichts angefasst, nichts mitgenommen oder zerstört werden soll. Nur Fotos und Erinnerungen sollten nach oben mitgenommen werden. Neben der allgemeinen Störung der Tiere kann das Berühren von Haien plötzliche Reaktionen, wie Flucht- oder Abwehrverhalten, bei ihnen hervorrufen. Aber nicht nur Berührungen können dazu führen, sondern schon das Eindringen in die Komfortzone des Hais.
Die Begegnung mit dem Hai
Egal, um welchen Hai es sich bei der Begegnung handelt: Ruhig bleiben und das Tier im Auge behalten, ist die oberste Devise. Haie sollten immer von vorne angetaucht werden, damit sie einen wahrnehmen können und nicht erschreckt werden. Außerdem gibt ihnen das die Möglichkeit sich zurückzuziehen. Situationen, in denen Haie eingeengt werden und keine Möglichkeit haben wegzuschwimmen, können, wie bereits beschrieben, brenzlig werden.
Was passiert, wenn…
… man sich bedroht fühlt?
Dies ist wohl die schlimmste Situation, in der man sich befinden kann. Das Beste ist es hier, so schwer es auch ist, ruhig bleiben. Hektische Bewegungen und übereilte Entschlüsse sind zu vermeiden. Als erstes wird dem Buddy (am besten der ganzen Gruppe) die Situation und der Abbruch des Tauchgangs signalisiert. Gemeinsam und nah beieinander wird dann langsam der Aufstieg unter Beachtung sämtlicher Stopps (Sicherheitsstopp und eventuelle Deko-Stopps) eingeleitet.
Man unterscheidet verschiedene Phasen bei der Annäherung durch den Hai:
Zuerst wird ein neugieriger Hai vorsichtig immer näher kommen, aber dabei noch genügend Abstand halten. Man sollte den bzw. die Haie fortwährend beobachten und sich immer zu ihnen wenden.
Als nächstes werden die Kreise immer enger gezogen und der Taucher direkt angeschwommen. Eine enge Position des Buddy-Teams (Rücken an Rücken) bzw. in der Gruppe ist jetzt besonders wichtig, um den Hai nicht aus den Augen zu verlieren und ihn gegebenenfalls abwehren zu können. Auch wirken mehrere Personen, die dicht beieinander sind als ein größeres Obejtk und sogar bedrohlich auf das Tier und schreckt es vielleicht ab. Spätestens hier muss der Tauchgang unbedingt abgebrochen werden, egal wie man sich vorher schon gefühlt hat!
Als letztes wird das Tier den direkten Körperkontakt suchen und den Taucher bedrängen. Kameragehäuse eignen sich hier gut dazu einen aufdringlichen Hai auf Abstand zu halten.
Buchempfehlung zum Thema
Zum Abschluss dieses Artikels möchten wir euch eines von vielen Büchern empfehlen, welche sich mit dem Verhalten von und gegenüber Haien beschäftigen.
- Wie leben sie und wie verhalten sie sich gegenüber dem Menschen?
- Welche Eigenheiten besitzen die einzelnen Tiere?
- Was sind die potenziell gefährlichsten Situationen?
- Verwechseln Haie wirklich Surfer mit Robben?
- Woher kommt unsere Angst vor dem Hai?
- Wie viele Haie werden von uns Menschen getötet?
- Lockt Menschenblut wirklich Haie an?
Antworten darauf finden sich im Sharkproject-Buch “Blind Dates: Begegnungen mit Haien” der Autoren Gerhard Wegner und Christine Gstöttner. Das Buch ist voller wissenswerter Informationen, aber nicht nur das: Außerdem kommt man per Links und QR-Codes zu 46 Filmen und Animationen.
Per Klick auf das Bild kann das Buch übrigens bei Amazon gekauft werden.
photo credit: Hai-Bild by Willy Volk via photopin cc
1 Kommentar
Super Artikel! Falls ihr redaktionelle Hilfe bei eurem Blog braucht, sagt bescheid!