Die Erfahrung zeigt, dass das Tauchgangsbriefing mit steigender Tauchgangszahl immer knapper ausfällt. Dabei ist es nicht nur bei anspruchsvollen Tauchgängen, sondern auch bei neuen Tauchpartnern oder -plätzen ungemein wichtig.
Foto: Tauchgangsbriefing

Das Tauchgangsbriefing dient dazu, vor dem Tauchgang mögliche Probleme anzusprechen und zu lösen, sowie sich über das Tauchziel und die Interessen der Einzelnen klar zu werden und abzustimmen.

Schließlich soll der Tauchgang ja für jeden Spaß machen und innerhalb seiner eigenen Grenzen liegen.

Grundsätzlich gilt: Getaucht wird nur innerhalb der selbstgesteckten Erfahrungs- und Wohlfühlgrenzen. Jeder Tauchgang kann zudem von jedem und zu jeder Zeit abgebrochen werden.
Um Probleme oder Unzufriedenheit schon im Vorfeld zu vermeiden, haben wir im folgenden die Punkte aufgelistet, die zu einem ausführlichen Tauchgangsbriefing dazugehören.
Abschließend gehen wir zudem noch kurz auf das De-Briefing nach dem Tauchgang ein.

Ganz am Ende des Artikels findet ihr zudem eine PDF-Datei mit einer Stichpunktliste mit allen hier in diesem Artikel angesprochenen Punkten zum Tauchgangsbriefing.

Begrüßung und Vorstellung

Sollte man sich nicht kennen, erfolgt zu Beginn die Vorstellung der einzelnen Taucher, sowie eine kurze Info über die Taucherfahrung und den Ausbildungsstand. Interessant sind zudem Punkte wie die Anzahl der Tauchgänge, das Datum des letzten Tauchgangs und ob sich alle fit für den anstehenden Tauchgang fühlen.

Tauchplatz

Am Anfang des Tauchgangsbriefings stehen allgemeine Informationen zum Tauchplatz: Name und kurze Beschreibung, maximale Tiefe, sowie Informationen zur Flora und Fauna. Wenn es bestimmte geschützte Bereich im Wasser oder am Ufer gibt (z.B. Schilf), ist hier ebenfalls darauf hinzuweisen. Besonderheiten des Tauchplatzes wie Wellengang, Strömung oder Tiedenhub gehören ebenfalls zur Tauchplatzbeschreibung wie etwaige Gefahrenpunkte (z.B. Netze, Reusen, bestimmte Felsformationen oder Wrackteile). Sofern bekannt, sollten zudem die zu erwartenden Sichtverhältnisse und Wassertemperaturen bekannt gegeben werden. Gibt es eine Karte vom Tauchplatz sollte diese für die Tauchplatzbeschreibung verwendet werden, da man sich die Details so besser einprägen kann.

Ablauf des Tauchgangs

Sämtliche Informationen zum Ablauf des Tauchgangs sollten allen Beteiligten mitgeteilt werden. Klar sein muss, wo sich der Einstieg befindet und wo die Gruppe den Tauchgang beendet und das Wasser verlässt. Zudem werden hier die angestrebte Tauchtiefe, das Tauchziel, Besonderheiten während des Tauchgangs, die Tauchzeit und der Umkehrpunkt (wie z.B. ein bestimmter Luftdruck in den Flaschen, ein bestimmter Ort oder eine Zeit) festgelegt und thematisiert. Zudem muss die Route (Richtung, Kompass-Peilung, markante Punkte, Umkehrpunkt) besprochen werden. Anschließend erfolgt die Gruppeneinteilung und die Festlegung der Gruppenführung. Die Einteilung erfolgt dabei nach Erfahrung und Interesse. Grundsätzlich gilt hier erstmal, dass der erfahrenste Taucher den schwächsten als Partner nimmt. Formation und Abstand der einzelnen Teams müssen ebenfalls angesprochen werden, damit die Gruppe Unterwasser zusammenbleibt.

Übungen

Falls Übungen während des Tauchgangs vorgesehen sind, sollte hier besprochen werden, wann diese Übungen stattfinden und welche Übungen angesetzt sind.

Hand- und Lichtzeichen

Da es ungemein wichtig ist, dass alle Mittauchende die zu verwendenden Handzeichen beherrschen, sollte im Briefing darauf noch einmal eingegangen werden. Dazu gehören die Standard-Handzeichen, die man bereits aus dem OWD-Kurs kennt, aber auch besondere Handzeichen, wie die für bestimmte Tiere oder Situationen.

Bei einem Nachttauchgang sollte außerdem das Führen der Lampe (kein direktes Anleuchten von Mittauchern und schlafenden Tieren, kein hektisches Schwenken) sowie die entsprechenden Lichtzeichen besprochen werden.

Ausrüstung

Es sollte gefragt werden, ob alle Taucher alle Ausrüstungsgegenstände dabei haben oder ob jemand noch etwas benötigt, weil etwas vergessen wurde. Zudem sollten auch Besonderheiten wie z.B. das Mitführen einer Boje und der Umgang damit thematisiert werden.

Hinweis auf den Buddy-Check

Da auch der Buddy-Check gerne unterlassen wird, sollte er im Briefing noch einmal ausdrücklich angesprochen und die Tauchgruppen ermuntert werden ihn durchzuführen. Am einfachsten ist es, wenn nach dem Merksatz „Taucher brauchen saubere Luft“ verfahren wird. Taucher = Tariersystem, brauchen = Bleisystem, saubere = Schnallen und Verschlüsse, Luft = Luftversorgung. Mehr dazu in einem späteren Artikel.

Verhaltensweisen

Einstieg

Nach der Nennung der Einstiegsstelle muss besonders bei Bootstauchgängen auch die Art des Einstiegs (Reingehen, Sprung vorwärts, Rolle rückwärts) besprochen werden. Bei Bootstauchgängen gelten zudem weitere Sicherheitsregeln: Nach dem Einstieg muss der Crew das OK-Zeichen gegeben und die Einstiegsstelle freigemacht werden. Beachtet werden muss auch, ob die Gruppe an der Oberfläche warten oder gleich abtauchen soll. Ist ein Bubble-Check (Kontrollstopp) auf 5 Metern vorgesehen, muss ebenfalls darauf hingewiesen werden.

Auftauchen und Ausstieg

Wenn besondere Vorkehrungen für das Auftauchen getroffen werden müssen (z.B. bei Schiffsverkehr, Setzen einer Boje) muss im Briefing darauf hingewiesen werden. Zudem sollten sich die Taucher das Boot (Bootsform, Farbe, Besonderheiten) und den Ankerplatz einprägen. Es muss klar sein, wo und unter welchen Bedingungen (Sicherheitsstopp auf 3-5m für 3 min) aufgetaucht werden kann und wo nicht (z.B. nicht direkt unter oder neben dem Boot). Der Ausstieg aus dem Wasser auf das Boot erfolgt am besten teamweise, wobei sich immer nur eine Person an der Leiter befindet. Die Flossen werden auch erst dort ausgezogen und man sollte die Hilfe der Crew unbedingt annehmen. Gerade bei Wellengang ist es leicht möglich, dass es durch die Leiter zu Verletzungen kommt.

Nach dem Ausstieg

Nach dem Tauchgang sollte die Ausrüstung abgelegt und angemessen verstaut werden. Auf Tauchbooten gibt es hierfür meistens entsprechende Vorrichtungen, die benutzt werden sollten. Wichtig ist dabei, dass die Flasche gesichert wird und keine Ausrüstung herumliegt.

Verhalten bei Problemen

Auch wenn man nicht hofft, dass Probleme auftauchen, so sollten sie im Vorfeld dennoch angesprochen und auf die richtigen Verhaltensweisen hingewiesen werden. Dazu gehören plötzliche Situationsveränderungen (schlechte Sicht, Strömung, Verlust der Orientierung), aber auch Probleme beim Druckausgleich, bei Krämpfen, Frieren, Angst, Vereisen des Atemreglers oder der Verlust des Tauchpartners.

Verhalten im Notfall

Wo mehrere Probleme aufeinandertreffen kann schnell ein Notfall entstehen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass alle Teilnehmer sofort wissen was zu tun ist. Dies bedeutet, dass in einem Tauchgangsbriefing durchaus auch die Rettungskette zu erläutern ist. Dazu gehören: Absichern der Unfallstelle, Absetzen des Notrufs (Notfallnummern) und Sofortmaßnahmen (wie Erste Hilfe). Sind Hilfsmittel wie ein Erste-Hilfe-Set oder ein Sauerstoffkoffer vorhanden, sind zu Ort und Gebrauch ebenfalls Anmerkungen zu machen.

Umweltbewusstes Tauchen

Leider immer noch nicht selbstverständlich bei vielen Taucherinnen und Tauchern ist das vorausschauende und rücksichtsvolle Tauchen. Oberste Regel: Es wird nichts angefasst oder mitgenommen, Ausrüstung ist so anzubringen, dass man nirgends hängenbleiben kann. Zudem ist auf die Flossenbewegung zu achten, damit keine Sedimente aufgewirbelt oder z.B. Korallenäste abgebrochen werden.

Nach dem Tauchgang: Das De-Briefing

Ziel des De-Briefings ist es, eine Nachbetrachtung des Tauchgangs durchzuführen und anzusprechen was gut aber auch was nicht so gut war. Ziel des De-Briefings ist es aber nicht nur etwaige Probleme anzusprechen, sondern vor allem nach Lösungen und Verbesserungen zu suchen. Wichtig ist, dass eine positive Stimmung erzeugt und nicht einfach nur blind Kritik geäußert wird. Sollten Übungen durchgeführt worden sein (z.B. bei einem Ausbildungstauchgang) werden diese vom Tauchlehrer noch besprochen.

Zum De-Briefing gehört aber auch das Ausfüllen des Logbuchs und das Abzeichnen durch den Tauchpartner.
 


Stichpunktliste Tauchgangsbriefing:

Hier findet ihr die oben aufgeführten Punkte noch einmal übersichtlich als Stichpunktliste im PDF-Format aufbereitet. Einfach auf das Icon klicken und durchlesen. Viel Spaß damit.

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2 Kommentare

  1. Hi,

    Herzlichen Dank für dieses ausführliche Tauchgangsbriefing. Ich habe mir die PDF-Datei gleich mal heruntergeladen, ausgedruckt und in mein Logbuch getan. 🙂

    Grüße, Max

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