Der brandenburgische Werbellinsee liegt im Norden von Berlin und ist ein beliebtes Ausflugsziel für viele Wassersportler, insbesonders auch für Taucher. Der See entstand in der letzten Eiszeit, ist heute ca. 9,5 Kilometer lang und über 55 Meter tief. Er ist damit der viertgrößte und zweittiefste See in Brandenburg. Aber nicht nur das macht ihn für Taucher interessant: Eine Besonderheit des Werbellinsees sind die Wracks der versunkenen Kaffenkähne.
Ein Kaffenkahn war einer der Last-Segelkähne, die im 18. und 19. Jahrhundert vor allem Ziegel und Steine aus der Region über den Werbellinsee nach Berlin brachten. Die heutige Bundeshauptstadt befand sich in einem rasanten Wachstum und brauchte ständig und immer mehr Nachschub an Baumaterial. Die hölzernen Kaffenkähne, die ihren Namen den schnabelähnlichen und weitaufragenden Spitzen an Bug und Heck (Vorderkaffe, Hinterkaffe) verdanken, bildeten hier eine ideale und in der damaligen Zeit wirschaftliche Art große Mengen zu transportieren. Die Schiffe waren zwischen 3 und 4 Metern breit und 30 bis 40 Meter lang. In ihrer Blütezeit konnten so bis zu 150 Tonnen Material von A nach B gebracht werden.
Doch das reichte scheinbar oft nicht aus: Regelmäßig wurden die Kaffenkähne für ihre Fahrt nach Berlin überladen. Dies brachte sie mit ihrem geringen Tiefgang in große Gefahr: Wind und Wellen waren sie fast schutzlos ausgeliefert. Konnte man bei einem Sturm die Ladung nicht mehr rechtzeitig über Bord werfen, so war das Schiff dem Untergang geweiht. Einige dieser Wracks liegen deswegen heute auf dem Grund des Werbellinsee.
Das Dornbuschwrack
Das wohl bekannteste und am meisten betauchte Wrack im See ist wohl das sogennante “Dornbuschwrack”, welches hier auch im Video zu sehen ist. Es ist von Land aus gut zu erreichen und liegt in einer Tiefe von bis zu knapp 40 Metern. Diese Tiefe, die sehr niedrigen Wassertemperaturen von 4-6°C und die völlige Dunkelheit bedeuten aber auch, dass Anfänger hier nichts verloren haben. Der Zustand des Kaffenkahn-Wracks hat sich leider in den vergangenen Jahren stark verschlechtert, so wurden Überreste geplündert und Teile des Wracks beschädigt. Noch heute kann man aber ein Teil der Ladung erkennen, wenn man im Dunkeln über das Wrack zum Ruderblatt des Schiffs schwebt.
Video Tauchgang zum Kaffenkahn
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