Im ersten Teil unseres Foto-Workshops möchten wir uns wie angekündigt mit einigen grundsätzlichen Punkten beschäftigen, die für die Unterwasserfotografie notwendig und hilfreich sind.
Foto: Vergleich von ISO-Einstellungen

Auf den ersten Blick mag das vielleicht nicht gerade spannend wirken, es verschafft uns aber für die weiteren Folgen ein entsprechendes Basiswissen.

Um nicht ins unendliche abzuschweifen, haben wir hier die unserer Meinung nach wichtigsten Aspekte zusammengefasst. Ausführlichere Informationen gibt es zum Teil dann aber auch noch in den Folgeartikeln.

Blende

Foto: Vergleich von Blenden

Die Blende ist ein Teil des Objektivs und steuert den Lichteinfall durch das Objektiv. Durch Schließen der Blende wird der Lichtdurchlass verringert.

Achtung:
Bei den Blendenwerten kann man sich leicht vertun. Große Blendenwerte (z.B. f16) bedeuten eine kleine Linsenöffnung und damit weniger durchkommendes Licht.
Kleine Blendenwerte (z.B. f2,8) bedeuten dagegen eine große Linsenöffnung, es gelangt also mehr Licht hinein. Halbiert man die Blende (also z.B. von f5,6 auf f2,8) heißt das, dass ca. doppelt so viel Licht durch das Objektiv gelangt.

Auf dem Bild sind verschiedene Aufnahmen mit unterschiedlicher Blendeneinstellung zu sehen. Der ISO-Wert (200) und die Belichtungszeit (1/8 Sek.) wurden dabei nicht verändert und sind bei allen Fotos gleich.

Fazit:
große Blendenwerte (f16) = kleine Blendenöffnung = wenig Licht kommt rein
kleine Blendenwerte (f2,8) = große Blendenöffnung = viel Licht kommt rein

Verschlusszeit / Belichtungszeit

Foto: Vergleich von Einstellungen der Belichtungszeit

Beide Begriffe beschreiben den selben Vorgang, nämlich die Zeit, in der Licht auf den Sensor der Digitalkamera fällt. Diese Zeit wird in den Einstellungen der Kamera in Sekunden(bruchteilen) angegeben.

Je höher die Zahl unter/hinter dem Bruchstrich ist (z.B. 1/125 Sek.), desto kürzer ist die Verschlusszeit und desto weniger Licht gelangt auf den Sensor. Eine kürzere Verschlusszeit ist zu wählen, wenn viel Umgebungslicht vorhanden ist (sonst kann es sein, dass das Bild überbelichtet wird). Entsprechend gelangt mehr Licht hinein, wenn eine längere Verschlusszeit (z.B. 1/15 Sek.) gewählt wird. Sie ist das Mittel der Wahl, wenn wenig Umgebungslicht vorhanden ist und das Bild heller werden soll (ansonsten wird es unterbelichtet). Wird die Verschlusszeit/Belichtungszeit zu hoch gewählt, kann es leicht zum Verwackeln des Bildes kommen.

Bei sich bewegenden Lebenwesen muss also darauf geachtet werden, dass die Verschlusszeit möglichst kurz gewählt wird (z.B. 1/125 Sek.), bei ruhenden Objekten (Steine, Korallen, Wracks) kann sie dagegen etwas höher ausfallen. Aber auch hier sollte sie nicht zu hoch eingestellt werden, da auch wir als Taucher uns unter Wasser nicht permanent an einer Stelle befinden sondern uns bewegen.

Auf dem nebenstehenden Bild sind verschiedene Aufnahmen mit unterschiedlicher Belichtungszeit zu erkennen. Der ISO-Wert (200) und die Blende (f2,5) waren dabei für alle Aufnahmen gleich.

Fazit:
Je kürzer die Verschlusszeit desto geringer ist die Gefahr des Verwackelns.

ISO-Empfindlichkeit

Foto: Vergleich von ISO-Einstellungen

Der ISO-Wert gibt die Lichtempfindlichkeit des Films (bei analogen Kameras) bzw. des Sensors (bei Digitalkameras) an. ISO ist dabei die Abkürzung für “International Organization for Standardization”.

Ein hoher ISO-Wert bedeutet, dass die Kamera mit weniger Licht auskommt um “ein helles Bild” zu erhalten, da mehr Licht auf den Sensor gelangt. Folglich muss beim Fotografieren ohne Blitz oder Licht mit abnehmendem Umgebungslicht der ISO-Wert angepasst und entsprechend höher gestellt werden. Dabei bedeutet eine Verdoppelung des ISO-Wertes (z.B. von 100 auf 200) auch eine Verdoppelung der Lichtempfindlichkeit.

Die (deutliche) Erhöhung des ISO-Wertes hat allerdings auch Nachteile: Es kommt schnell zu so genanntem Bildrauschen und die Bildqualität leidet deutlich: so nehmen unter anderem Schärfe und Farbtreue ab. Es sollte also immer versucht werden mit einem möglichst niedrigen ISO-Wert zu arbeiten.

Auf dem Bild sind Aufnahmen mit verschiedenen ISO-Empfindlichkeiten zu sehen. Blende (f2,8) und Verschlusszeit (1/8 Sek.) sind dabei bei allen Fotos gleich.

Fazit:
Hoher ISO-Wert bei wenig Licht, wenn keine alternative Lichtquelle verwendet wird.
Kleiner ISO-Wert bei viel Umgebungslicht.
Je höher der ISO-Wert, desto eher entsteht Bildrauschen.

Bildrauschen

Was bedeutet eigentlich Bildrauschen bei einem Foto?
Unter Bildrauschen versteht man Störpixel, die nicht zum eigentlichen Bild passen, falsche Farbwerte oder gar keine Bildinformationen enthalten.
Wie unter ISO-Empfindlichkeit beschrieben, entsteht das Bildrauschen durch einen (zu) hohen ISO-Wert. Hierbei werden immer mehr Störpixel auf dem Foto erzeugt, wodurch das Bild “grobkörnig” aussieht. Um Bildrauschen zu vermeiden sollte also immer darauf geachtet werden, dass genug Licht vorhanden ist und somit der ISO-Wert nicht zu hoch eingestellt werden muss.

Lichtstärke

Die Lichtstärke ist die größte Blendenöffnung (kleinster Blendenwert) eines Objektivs und gibt eine Aussage darüber, wieviel Licht ein Objektiv für eine Aufnahme benötigt. Je höher die Lichtstärke eines Objektivs ist, desto weniger Licht benötigt es für ein Foto und desto kürzer kann die Belichtungszeit gewählt werden. Sie wird meistens als Bruch angegeben, z.B. f/2,8 (bzw. 1/2,8 oder 1:2,8), wobei der Wert im Nenner dem der Blende entspricht.

Fazit:
Je kleiner der Wert, desto besser (lichtstärker) ist das Objektiv und kommt somit besser mit geringem Umgebungslicht aus.

Fokus

Auch als Brennpunkt bezeichnet. Liegt das Motiv im Fokus der Kamera, wird es scharf abgebildet. Um dies zu erreichen gibt es zwei Wege: den manuellen Fokus und den Autofokus.

Beim manuellen Fokus wird diese Einstellung durch Drehen am Objektiv mit der Hand vorgenommen (solange bis das Motiv scharf zu sehen ist). Beim manuellen Fokus besteht allerdings die Gefahr, dass das Motiv für die Augen zwar scharf eingestellt wurde, für die Kamera aber nicht. Dies kann vor allem Brillenträgern passieren, die beim Tauchen auf optische Gläser in der Maske verzichten.
Der Autofokus (AF) nimmt einem die Arbeit ab und sorgt dafür, dass das Motiv (bei halb gedrücktem Auslöser) scharf gestellt wird.
Wenn zu wenig Licht vorhanden ist (z.B. bei Nachttauchgängen), schafft es der Autofokus in den meisten Kameras nicht mehr scharf zu stellen. Abhilfe schafft hier eine externe Lichtquelle, entweder in Form eines Pilotlichts oder einer Lampe.

Brennweite

Unter der Brennweite versteht man den Abstand der Linse zu ihrem Brennpunkt (auf der Aufnahmeebene = Sensor bei Digitalkameras). Durch Zoom-Objektive kann die Brennweite verändert werden. Sie wird in der Regel auf jedem Objektiv in mm angezeigt. Um so höher die Brennweite, desto kleiner ist auch der Bildausschnitt, weil folglich das Motiv “näher dran” ist.

Als “Normalobjektiv” versteht man ein 50mm-Objektiv, da dieses dem Blickwinkel des menschlichen Auges sehr nahe kommt (46 Grad). Alle Objektive darunter werden als Weitwinkelobjektive bezeichnet, alle darüber als Teleobjektive. Eine besondere Rolle spielen sicherlich so genannte Fisheye-Objektive, die einen Blickwinkel von ca. 180 Grad erzeugen. Durch ihre besondere Form erscheinen die Bilder leicht rund. 
Kleine Brennweiten sind also notwendig um Unterwasserlandschaften (z.B. Riffe, Korallenblöcke oder Felsformationen) oder Wracks zu fotografieren. Ein weiterer Vorteil von kleinen Brennweiten liegt zudem darin, dass man beispielsweise bei schlechter Sicht den Abstand zum Motiv verringern kann (sofern es einen lässt…) und somit die Anzahl der Schwebeteilchen zwischen Motiv und Kamera reduziert.

Zoom

Das “Heranzoomen” von Motiven kennt jeder. Doch Zoom ist nicht gleich Zoom: Es gibt den optischen Zoom und den digitalen Zoom. Das Verhalten eines optischen Zooms haben wir bereits unter “Brennweite” beschrieben. Im Gegensatz dazu ist der digitale Zoom nur eine Vergrößerung des Bildausschnitts. Dadurch wird natürlich die Anzahl der Bildpunkte auf dem Bild und damit auch die Auflösung sowie die Qualität vermindert. Daher sollte auf den Digitalzoom am besten ganz verzichtet werden (Bildausschnitte können ohnehin besser bei der Nachbearbeitung am PC erstellt werden).

Tiefenschärfe / Schärfentiefe

Hiermit ist der Teil des Bildes gemeint, der ausreichend scharf dargestellt wird. Beeinflusst wird die Schärfentiefe (auch Tiefenschärfe genannt) sowohl durch die Brennweite, den Abstand zum Motiv als auch durch die Blende. Von einer hohen Schärfentiefe spricht man, wenn das Bild im Ganzen weitestgehend einheitlich scharf ist. Hebt sich das Motiv deutlich schärfer vor einem unscharfen Hintergrund ab, spricht man von geringer Schärfentiefe. Bei Aufnahmen von Fischen oder anderen Tieren ist es besonders wichtig, dass die Augen scharf abgebildet werden.
Eine höhere Schärfentiefe erreicht man z.B. mit einer größeren Blendenzahl (z.B. f16 = kleine Blendenöffnung) oder durch kleine Brennweiten. Eine geringere Schärfentiefe erlangt man folglich, in dem man kleine Blendenwerte (z.B. f2,8 = große Blendenöffnung) wählt oder große Brennweiten einstellt.

Bewegungsunschärfe

Bei der Bewegungsunschärfe handelt es sich um eine Unschärfe im Bild, die entsteht, wenn die Bewegung des Motivs von der Kamera nicht “eingefroren” werden kann. Das Hauptmotiv oder andere Bildelemente werden dann unscharf dargestellt. Dies geschieht vor allem, wenn die Belichtungszeit zu lang ist. Abhilfe schafft hier eine kürzere Belichtungszeit.
Bewegungsunschärfe wird heute oftmals als Gestaltungsmittel beispielsweise bei der Sportfotografie (durch Mitziehen der Kamera: Motiv bleibt scharf, Hintergrund wird unscharf) verwendet. Bei der Unterwasserfotografie ist sie in vielen Fällen allerdings unerwünscht, besonders bei der Makrofotografie.

Bildstabilisator

Der Bildstabilisator soll dabei helfen ungewollte Verwacklungsunschärfen zu vermeiden.
Man unterscheidet dabei zwei Arten der Bildstabilisatoren: optisch und mechanisch.
Bei der optischen Variante ermitteln Sensoren im Objektiv die Bewegung der Kamera und leiten sie an die Linse weiter, die diese Bewegung ausgleicht. Bei mechanischen Bildstabilisatoren ist der Bildsensor beweglich und gleicht Bewegungen der Kamera selber aus. Der Vorteil dabei ist, dass dies in der Kamera geschieht und somit unabhängig vom Objektiv ist (dies schafft nicht nur eine größere Bandbreite an Objektiven die verwendet werden können, sondern ist in der Anschaffung auch günstiger als der Kauf von Objektiven mit eingebautem Bildstabilisator).

Dateiformate

Abhängig von der Art der Kamera und deren Hersteller gibt es verschiedene Bildformate die zur Auswahl stehen. Das wohl gängigste Format dabei dürfte „JPG“ bzw. „JPEG“ sein. Daneben gibt es aber noch eine Vielzahl von anderen, wie zum Beispiel BMP, TIFF oder RAW. Jedes Format hat dabei seine speziellen Eigenheiten.

Bei JPGs sollen die Bilder bei möglichst hoher Qualität möglichst niedrige Dateigrößen haben. Das heißt, dass die Bilder komprimiert und “unwichtige” Bildinformationen weggelassen werden. Je stärker die Bilder komprimiert werden, desto mehr Bildinformationen gehen verloren und umso stärker sinkt die Qualität des Bildes. Hinzu kommt, dass JPGs bei jedem Speichern an Qualität verlieren.

Bei den anderen genannten Formaten hat man diese Probleme nicht. Hier gibt es aber andere Besonderheiten: BMP- und TIFF-Dateien werden von ihrer Dateigröße her riesig, hinzu kommt, dass BMP ein Windows-Format ist und auf anderen System unter Umständen nicht gelesen werden kann. Im RAW-Format werden alle Bildinformationen gespeichert, man hat hier ein unkomprimiertes und unbearbeitetes Dateiformat – also die bestmögliche Qualität des Bildes. Zwangsläufig wird auch hier ein Bild sehr viel Speicherplatz in Anspruch nehmen. Der Vorteil liegt aber auf der Hand – mit den Rohdaten des Bildes (deswegen auch RAW-Format) lassen sich bei der anschließenden Nachbearbeitung am Computer die besten Ergebnisse herausholen.

Fazit:
Aufgrund der Qualität und der größeren Möglichkeiten der Nachbearbeitung sollte – wenn vorhanden – das Format auf RAW eingestellt werden.

Weißabgleich

Der Weißabgleich (engl. white balance, WB) passt die Farbtemperatur automatisch den entsprechenden Lichtverhältnissen an. Die Farbtemperatur wird in Kelvin angegeben und ca. 5500 Kelvin entsprechen laut internationaler Norm dem mittleren Sonnenlicht. Eine höhere Kelvin-Zahl bedeutet kälteres Licht (bis zu blau) und eine niedrigere Zahl wärmeres Licht (bis zu rot).

Bei den Motivprogrammen (z.B. Unterwasser-Modus) wird dies automatisch nach voreingestellten Mustern von der Kamera erledigt, es trifft dann allerdings nicht unbedingt die richtigen Verhältnisse. Besser ist es dann ihn manuell zu machen und somit den richtigen Weißabgleich für die Lichtverhältnisse in der entsprechenden Tiefe zu haben.

Wird mit dem Dateiformat RAW fotografiert, ist das allerdings nicht so wichtig. Hier wird der Weißabgleich erst nachträglich bei der Nachbearbeitung am PC vorgenommen, die Einstellungen der Kamera können also auf „automatisch“ gelassen werden.
Mehr zum Thema “Weißabgleich” später in einem separaten Artikel.

Haben wir etwas Wichtiges vergessen oder ist doch noch etwas unklar?
Dann habt ihr die Möglichkeit uns einen Kommentar zu dem Artikel zu schreiben. Wir nehmen Fragen und Ergänzungen gerne auf.

Das war es dann auch schon mit dem ersten Teil unseres Unterwasserfotografie-Workshops.
Im nächsten Teil wollen wir uns dann mit Punkten beschäftigen, die beim Kauf entscheidend sein können.,

Alex und Sascha

1 Kommentar

  1. Hallo ihr,

    war leider schon länger nicht mehr auf eurer Seite und muss sagen, dass ich ja einiges verpasst habe. Ich freue mich auf interessante Artikel zu Unterwasserfotografie. Habe mir lettzes Jahr eine neue Kamera zugelegt und werde ab Frühjahr sicher die Seen damit unsicher machen.
    Die Theorietipps sind echt wertvoll, komme ab und zu mit den Begriffen und ob größer gleich mehr oder doch anders herum ein wenig durcheinder *g*

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