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Mit diesem Artikel wollen wir den Auftakt zu einer kleinen Reihe über das Höhlentauchen starten.
In dieser Serie möchten wir darauf eingehen, was am Höhlentauchen so faszinierend ist, welche Herausforderungen bestehen, welche Ausbildung es gibt und welche Ausrüstung man beim Höhlentauchen mitführen und vor allem auch beherrschen muss.
Zur Vereinfachung fassen wir hier Höhlen- und Bergwerktauchen als zwei Disziplinen unter dem Oberbegriff „Höhlentauchen“ zusammen. Auch wenn sie beide ihre besonderen Eigenheiten haben, die es entsprechend zu berücksichtigen gilt, werden auch beim Bergwerktauchen die Techniken des Höhlentauchens angewandt.
Warum taucht man in Höhlen und Bergwerken?
Höhlentauchen ist eine faszinierende, aber auch herausfordernde Aktivität, die viele Taucher:innen und Forscher:innen anzieht. Diese spezielle Form des Tauchens bietet einzigartige Erlebnisse und Einblicke, die in offenen Gewässern nicht zu finden sind.
Entdeckung und Erforschung
Ein Hauptmotiv für viele Höhlentaucher:innen ist die Entdeckung unerforschter bzw. wenig erforschter oder betauchter Gebiete. Unterwasserhöhlen sind oft unerforschte Territorien, in denen Taucher als Erste neue Bereiche kartieren und dokumentieren können. Diese wissenschaftliche Neugierde und das Bestreben, neue Erkenntnisse über Geologie, Biologie und Archäologie zu gewinnen, treiben viele Forscher an.
Naturschönheit und Einzigartigkeit
Unterwasserhöhlen bieten atemberaubende Landschaften, die von majestätischen Stalaktiten und Stalagmiten bis hin zu kristallklaren Wasserwegen reichen. Die Faszination und die Schönheit dieser Umgebungen ziehen viele Taucher an, die das Unvergleichliche suchen.
Abenteuer und Herausforderung
Für viele ist Höhlentauchen die ultimative Herausforderung. Es erfordert ein hohes Maß an technischer Fertigkeit, körperlicher Fitness und mentaler Stärke. Die Risiken und die Notwendigkeit, präzise Tauchpläne und Notfallprotokolle zu befolgen, bieten einen Adrenalinkick und ein starkes Gefühl der Erfüllung nach dem erfolgreichen Abschluss eines Tauchgangs.
Herausforderungen und Risiken beim Höhlentauchen
Höhlentauchen stellt höchste Anforderungen an Mensch und Material und keine Frage, Höhlentauchen gehört wohl zu den Sportarten mit einem besonders hohen Risiko. Aus diesem Grund sind eine fundierte Ausbildung, regelmäßiges Training, ein gewisser Fitnessgrad sowie eine gute und an den Tauchgang angepasste Ausrüstung nicht nur die Grundvoraussetzung zur Ausübung dieses Sports, sondern quasi lebensnotwendig.
Viel mehr noch als bei normalen Tauchgängen spielt beim Höhlentauchen eine exakte Tauchgangsplanung, Erfahrung, eine psychische Stabilität und eine gute, selbstkritische Einschätzung von sich und den äußeren Umständen eine wichtige Rolle.
Nachfolgend haben wir ein paar Gefahrentypen aufgelistet:
Mögliche Gefahrentypen
Orientierungsverlust und Verirren
Nicht verlegte oder unterbrochene Führungsleinen sowie Dunkelheit und schlechte Sicht können schnell zu einem Orientierungsverlust und zur Panik führen. Auch die Möglichkeit zurück zum Ausgang und damit zur Oberfläche zu gelangen, kann abhanden kommen.
Hängenbleiben in der Leine
Die Leine ist beim Höhlentauchen überlebenswichtig, aber kann auch schnell zur Falle werden. Schlecht verlegte oder lose Leinen können dabei schnell zur Falle werden. Auch wenn man unter einer Leine hindurchtaucht, kann man sich leicht mit der Ausrüstung darin verheddern.
Probleme mit der Ausrüstung
Zu diesen Problemen gehören neben einer falschen oder nicht ausreichenden Ausrüstung auch Probleme mit dem Material, die sich in einer Höhle, ohne die Möglichkeit aufzutauchen, viel schlimmer darstellen als in einer Open-Water-Situation.
Gefahren durch die Höhle/ durch die Umgebung
Gemeint sind hier Gefahren, die durch die natürliche Umgebung in einer Höhle oder durch künstlich geschaffene Begebenheiten (zum Beispiel in alten Bergwerken) ergeben können. Dazu zählen Engstellen, Strömung, Gezeitenströmungen, Wasserstände oder auch große Tiefen.
Probleme mit der Gasversorgung
Ein ordentliches Gasmanagement ist bei jedem Tauchgang wichtig. Bei Tauchgängen, bei denen man nicht direkt zu Oberfläche auftauchen kann, wie beim Höhlentauchen, aber umso mehr. Deswegen geht man hier zum Beispiel nach der Drittel- oder Sechstel-Regel vor. Bei der Drittel-Regel ist ein 1/3 für den Hinweg, 1/3 für den Rückweg und 1/3 als Reserve vorgesehen. Bei der Sechstel-Regel werden sogar 4/6 als Reserve zurückbehalten. Nicht zu unterschätzen sind allerdings auch Risikosituationen, die durch falsche Gaswechsel entstehen.
Physische oder Psychische Probleme
Dunkle, enge Gänge oder sogar Engstellen können Angst und Panik verursachen, genauso wie Materialfehler, schlechte Vorbereitung, Erschöpfung durch starke Anstrengung unter Wasser oder wenig Schlaf und Dehydration. Irrationales und falsches Verhalten kann die Ursache sein, wenn man die Kontrolle über sich und die Situation nicht schnell wiedererlangt.

Unterteilung in verschiedene Höhlenzonen
Zur besseren Unterscheidung wird im Höhlentauchen eine Höhle in verschiedene Zonen aufgeteilt, an denen sich auch die Tauchausbildungen orientieren. Jede Zone hat dabei ihre spezifischen Eigenheiten, die es zu beachten gilt.
Zone 1 – Cavern
Bei der Zone 1 spricht man auch von der Tageslichtzone, also den Eingangsbereich einer Höhle (Grotte). Hier gibt es einen direkten Zugang zur Wasseroberfläche und ausreichend natürliches Licht. Die Distanz zur Wasseroberfläche darf dabei maximal 50 m betragen und die Hauptleine darf nicht verlassen werden.
Zone 2 – Cave
In der Zone 2 verlässt man den Eingangsbereich einer natürlichen oder künstlichen Höhle und damit auch das natürliche Licht und den direkten Zugang zur Wasseroberfläche. Engstellen dürfen aber nicht passiert werden.
Zone 3 – Full Cave
Zone 3 umfasst alle Bereiche, die nicht von Zone 1 und 2 erfasst werden und somit deutlich tiefer im Gangsystem einer Höhle oder in einer größeren Tiefe liegen. Dies können Tauchgänge von mehreren Kilometern sein.
Welche Ausbildungslevel beim Höhlentauchen gibt es?
Höhlentauchen kann man bei verschiedenen Tauchorganisationen erlernen. Deren Kurse sind insgesamt sehr ähnlich aufgebaut. Unterschiede gibt es aber natürlich nicht nur im Detail, sondern auch in der Bezeichnung und der Zone, die man mit der Ausbildung betauchen kann.
Beim Höhlentauchen sollte man auf eine internationale Organisation setzen, die über jahrzehntelange Erfahrung in dem Bereich verfügt und überall anerkannt ist. Viel wichtiger als die Organisation ist aber auch hier einmal mehr die Erfahrung des bzw. der Tauchlehrer:in.
Nachfolgend findet ihr eine kleine Übersicht über Tauchorganisationen und deren Kurse, aufgeteilt auf die drei Höhlenzonen.
(Anmerkung: Diese Liste bildet keine vollständige Übersicht über alle Organisationen ab!)
Übersicht: Tauchorganisationen und Ausbildungslevel
Organisation | Zone 1 | Zone 2 | Zone 3 |
---|---|---|---|
IANTD | Cavern Diver | Intro to Cave Diver | Full Cave Diver |
GUE | Cave Diver Level 1 | Cave Diver Level 2 | |
TDI | Cavern Diver | Intro to Cave Diver | Full Cave Diver |
CMAS | Höhlentaucher 1 (Cavern Diver) | Höhlentaucher 2 (Cave Diver) | Höhlentaucher 3 (Full Cave Diver) |
NACD | Cavern Diver | Intro to Cave Diver | Full Cave Diver |
ANDI | Cavern Diver, Level 2 | Cave Diver, Level 3 | Full Cave Diver, Level 4 |
Unser Weg zum Höhlentauchen
Unseren Einstieg in die faszinierende Welt des Höhlentauchens haben wir in dem Artikel IANTD Cavern Kurs im Bergwerk Miltitz beschrieben. Hier berichteten wir von unserem langen Wochenende, bestehend aus Theorie und Praxisübungen, Tauchgangsplanung und natürlich den beindruckenden ersten Tauchgängen in einem gefluteten alten Bergwerk.
Für uns war das so ein einschneidendes Erlebnis, dass wir natürlich angefixt waren und weitermachen mussten. Nur ein knappes halbes Jahr später absolvierten wir dann den IANTD Introductory Cave Diver Kurs und erweiterten damit unsere Möglichkeiten.
Foto: Olaf Kreuschner
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