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Höhlentauchen ist eine der faszinierendsten und zugleich gefährlichsten Formen des Tauchens. Darauf sind wir im ersten Teil der Serie schon eingegangen (Faszination Höhlentauchen). Es erfordert spezielle Tauchausrüstung und umfangreiche Kenntnisse, um die Herausforderungen der unterirdischen Gänge sicher zu meistern. Hier sind die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände, die für ein sicheres und erfolgreiches Höhlentauchen unerlässlich sind.
Doppelflaschen, Stages und redundante Luftversorgung

Im Höhlentauchen ist die Redundanz der Luftversorgung von entscheidender Bedeutung. Taucher verwenden in der Regel Doppelflaschen, die miteinander verbunden sind, oder zwei separate Einzelflaschen. Diese Konfiguration ermöglicht den Zugriff auf zwei unabhängige Luftquellen, was im Notfall lebensrettend sein kann. Zudem wird im Vergleich zum Sporttauchen eine deutlich höhere Menge an Atemgas mitgeführt, da es nicht nur für einen selbst für den Hin- und Rückweg reichen, sondern im Notfall auch den Tauchpartner mit zur Oberfläche bringen muss.
Der Atemgas auf dem Rücken wird je nach Tauchgangsanforderungen durch Stageflaschen ergänzt, die an der Seite mitgeführt (oder teilweise auch unterwegs abgelegt werden). Möglich sind hier beispielsweise Trimix- oder Nitroxgemische bis hin zu reinem Sauerstoff für die Dekompression.
Um die Vielzahl an (großen) Flaschen im Wasser zu transportieren, werden Wing-Jackets verwenden, die teilweise mit großen Blasen ausgestattet sind, die sich ausschließlich am Rücken befinden.
Anmerkung: Hier wurde die Backmount-Konfiguration beschrieben, also das Tragen der Flaschen auf dem Rücken. Alternativ dazu gibt es noch die Sidemount-Konfiguration, bei der alle Flaschen an den Seiten angebracht sind. Zudem gibt es noch Kreislauftauchgeräte (Rebreather), das sind Systeme, die das ausgeatmete Atemgas wiederaufbereiten. Dadurch ermöglichen sie längere Tauchzeiten, geringeren Gasverbrauch und nahezu blasenfreies Tauchen – ideal für technische Tauchgänge, wie z. B. in Höhlen oder bei Wracks.
Atemregler

Im Höhlentauchen gehören zwei vollständige Atemregler-Systeme zur Pflichtausstattung – eines als Hauptatemregler und eines als vollständiges Backup. Solche Atemregler müssen kaltwassertauglich und robust sein, um auch bei extremen Bedingungen zuverlässig zu arbeiten.
Ein typisches Setup besteht aus einem Long Hose Regler (ca. 2 m Schlauchlänge), für die Gasabgabe an den Buddy in einer Notsituation, und einem Backup-Regler am kurzen Schlauch, der an einem Necklace direkt unter dem Hals angebracht und somit leicht erreichbar ist.
Pflege & Wartung
Atemregler werden beim Höhlentauchen oft durch Sediment, Schwebstoffe und eventuellen Kontakt mit dem Boden besonders belastet. Eine häufigere Wartung und sorgfältige Spülung nach jedem Tauchgang sind Pflicht.
Trocken- oder Nasstauchanzug

Wie bei normalen Tauchgängen hängt die Wahl zwischen einem Trocken- oder Nasstauchanzug auch beim Höhlentauchen stark von der Wassertemperatur, der geplanten Tauchzeit und dem Komfortbedürfnis des Tauchers ab.
Trockenanzug
Trockenanzüge halten den Taucher vollständig trocken, da sie wasserdicht abschließen, und erlauben das Tragen von Unterziehern. Das ist besonders bei langen und/oder dekompressionspflichtigen Tauchgängen entscheidend, da Auskühlung nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich werden kann. Außerdem ist der Trockentauchanzug ein redundantes Auftriebsmittel, falls das Wing versagen sollte.
Nasstauchanzug
Nasstauchanzüge sind aus Neopren gefertigt und lassen Wasser ins Innere, das sich durch die Körperwärme aufheizt und isolierend wirkt. In warmen Höhlensystemen kann ein dicker Nasstauchanzug ausreichend Schutz bieten. Jedoch hat er auch Nachteile: Bei längeren oder tieferen Höhlentauchgängen, vor allem bei mehreren Etappen oder Dekostopps, kann der Schutz vor Auskühlung unzureichend sein. Zudem verändert sich der Auftrieb des Neoprens mit zunehmender Tiefe deutlich, was das Tarieren erschwert.
Trockentauchanzug vs. Nasstauchanzug
Für ernsthafte oder technische Höhlentauchgänge – insbesondere bei längeren Tauchzeiten und kaltem Wasser – ist ein gut sitzender Trockenanzug mit passender Unterbekleidung die beste Wahl. In tropischen Höhlen oder bei kürzeren, explorativen Tauchgängen kann ein Nasstauchanzug eine leichtere und flexiblere Alternative sein. Unabhängig vom gewählten Anzug gilt: Gute Passform, Bewegungsfreiheit und Tarierkontrolle sind entscheidend für Sicherheit und Komfort.
Flossen

Für Höhlentaucher sind kurze, steife Flossen ideal, da sie eine präzise Kontrolle und effiziente Fortbewegung in engen Räumen ermöglichen. Zudem reduzieren sie die Aufwirbelung von feinen Sedimenten, die sich meistens in Höhlen und Bergwerken ablagern.
Die Flossen sollten in jedem Fall robust genug sein, um den harten Bedingungen in Höhlen standzuhalten.
Sehr wichtig ist zudem, dass mit den Flossen auch alle für die Höhle relevanten Flossenschlag-Techniken (wie zum Beispiel, Back Kick, Frog Kick, Modified-Flutter-Kick oder Helicopter Turn) beherrscht werden.
Hauptlampe und Backup-Lampen

Eine zuverlässige und ausreichende Beleuchtung ist im Dunkel einer Höhle oder eines gefluteten Bergwerks absolut unverzichtbar. Deswegen werden neben einer Hauptlampe auch noch mindestens zwei Backup-Lampen mitgeführt, so dass der Taucher über ein Minimum von drei unabhängigen Lampen verfügt. Fällt die Hauptlampe aus, kann der Taucher auf eine der Backup-Lampen zurückgreifen und den Tauchgang damit sicher beenden.
In den meisten Fällen wird die Hauptlampe mit Hilfe eines sogenannten Goodman-Handle auf der Hand getragen. Diese Halterung ermöglicht die sichere Führung der Lampe aber gleichzeitig auch, dass die Hand weiterhin benutzt werden kann. Zumeist (aber nicht immer) wird hier nur der Lampenkopf befestigt, der mit einem langen Kabel mit dem Akku verbunden ist („Tank-Lampe“), der an der rechten Seite am Bauchgurt des Harness befestigt ist.
Die beiden Backup-Lampen werden an der Ausrüstung, genauer gesagt mit einem Boltsnap an den D-Ringen des rechten und linken Schultergurts des Harness (also der Bebänderung) befestigt. Dadurch sind sie immer gut erreichbar und halten gleichzeitig die D-Ringe in Position.
Aufgrund ihrer Helligkeit und der langen Brenndauer haben sich sowohl bei den Haupt- als auch bei den Backup-Lampen die LED-Lampen inzwischen durchgesetzt.
Tauchcomputer und Backup-Instrumente

Für die meisten Taucher gehört beim Höhlentauchen ein Tauchcomputer zur Ausrüstung – nicht nur zur Überwachung von Tiefe und Zeit, sondern vor allem zur exakten Dekompressionsberechnung bei langen und tiefen Tauchgängen mit mehreren Gasgemischen.
Warum Backup-Instrumente?
In der Höhle ist ein Ausfall des Hauptcomputers keine Lappalie, sondern potenziell lebensbedrohlich – da ein Aufstieg zur Oberfläche oft stundenlang unmöglich ist. Deshalb gehört ein Backup-Tauchcomputer oder zumindest ein Bottom Timer (mit entsprechend notiertem Plan) zur Pflichtausstattung.
Notfall-Ausrüstung

Beim Höhlentauchen gibt es keine Möglichkeit für einen direkten Notaufstieg zur Oberfläche – daher spielt die richtige Notfallausrüstung eine besonders zentrale Rolle. Sie dient nicht nur der Selbstrettung, sondern auch der gegenseitigen Hilfe innerhalb des Teams. Der Fokus liegt dabei auf redundanter, robuster und schnell zugänglicher Ausrüstung.
Schneidewerkzeuge
Mindestens zwei unabhängig zugängliche Schneidwerkzeuge sind Standard. Dazu gehören Tauchermesser, Linecutter oder Scheren. Sie dienen dazu, sich z. B. aus Leinen zu befreien – insbesondere bei schlechter Sicht. Die Werkzeuge sollten an unterschiedlichen Körperstellen befestigt sein, z. B. am Harness und am Arm, um im Notfall schnell erreichbar zu sein.
Backup-Maske
Ein Maskenverlust in völliger Dunkelheit und bei eingeschränkter Bewegungsfreiheit kann dramatisch sein. Daher gehört eine zweite Maske wie im technischen Tauchen in die Beintasche des Tauchanzugs. Sie kann im Fall einer verlorenen oder beschädigten Hauptmaske schnell eingesetzt werden
Safety Spool
Ein Safety Spool ist eine kleine Leinenrolle mit 15-30 m Leine, die zum Beispiel dann verwendet wird, wenn man die Hauptleine bei schlechter Sicht verloren hat. Es ermöglicht das sichere Suchen nach einem bestimmten Muster. Diese Durchführung ist ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung zum Höhlentauchen und sollte regelmäßig trainiert werden.
Verwenden der Notfallausrüstung üben
Im Höhlentauchen gilt: Vorbereitung ist alles. Die mitgeführte Notfallausrüstung sollte nicht nur vorhanden, sondern auch regelmäßig getestet und geübt werden. Jeder Ausrüstungsgegenstand ist nur so effektiv wie der Taucher, der ihn im Ernstfall zu bedienen weiß.
Reel und Spools

Reels und Spools sind beim Höhlentauchen nicht optional – sie sind das zentrale Navigationsmittel in einer Umgebung ohne Sichtkontakt zur Oberfläche. Sie dienen dazu eine ununterbrochene Verbindung mit dem Einstiegspunkt in die Höhle herzustellen und somit immer den Weg zurück an die Oberfläche finden zu können. Gerade bei Nullsicht, in komplexen Verzweigungen oder bei Stresssituationen ist die Führungsleine oft das einzige Mittel den Ausgang wiederzufinden.
Reel
Ein Reel kommt meist zu Beginn des Tauchgangs zum Einsatz. Es wird vom Einstiegspunkt aus verlegt und mit der im Höhlensystem permanent vorhandenen Leine verbunden. Alternativ kann es auch verwendet werden, um die in der Höhle verlegte Leine zu erweitern.
Typische Merkmale:
- Lange Leine (ca. 100 und mehr)
- Stabiles Gehäuse aus Aluminium oder robustem Kunststoff
- Verstellbare Bremse oder Leinenführung zur kontrollierten Abgabe
- Großer Griff, ideal für die einhändige Bedienung auch mit dicken Handschuhen
Die Handhabung erfordert Training: falsches Abrollen, verhedderte Leinen oder nicht gesicherte Enden können lebensbedrohlich werden.
Spools
Spools werden für kurze Verbindungen zwischen zwei vorhandenen Leinen verwendet – z. B. wenn man von der Hauptleine in einen Seitengang „springt“ (Jump) oder eine Lücke (Gap) zwischen Leinen überwinden muss.
Sie sind kompakter, mit kürzerer Leine (15–50 m), und werden nach Gebrauch wieder mitgenommen, um keine Verwirrung zu stiften. Wichtig: Jeder Sprung muss klar markiert und dokumentiert sein, um anderen Teams Orientierung zu geben.
Leinenmarker

Leinenmarker sind kleine, oft aus Kunststoff gefertigte Markierungen, die auf der Führungsleine angebracht werden und wichtige Informationen über den Weg oder die Position im Höhlensystem geben. Es gibt verschiedene Arten wie Cookies, Arrows (Richtungsanzeiger) und Referenzmarker mit individuellen Markierungen. Sie helfen dem Taucher, die Orientierung zu behalten, Abzweigungen zu kennzeichnen oder den Rückweg zu sichern. Ihre richtige Anwendung ist ein zentraler Bestandteil der Höhlentauchausbildung – besonders wichtig bei komplexen Systemen oder in Teamkonfigurationen. Mitgeführt werden die Leinenmarker in der Regel mit einem so genannten Pigtail, einem Stück Bungee-Seil, welches mit einem Karabiner an der Ausrüstung befestigt wird (siehe Bild).
Mehr zu Leinenmarkern folgt in einem späteren Artikel der Serie zum Höhlentauchen.
Schlussfolgerung
Höhlentauchen erfordert eine spezielle und umfangreiche Ausrüstung, die weit über das hinausgeht, was man aus dem klassischen Sporttauchens kennt. Doch selbst die beste Ausrüstung nützt wenig, wenn der Taucher nicht in der Lage ist, sie im Ernstfall schnell, sicher und praktisch intuitiv einzusetzen.
Deshalb ist kontinuierliches Training ein zentraler Bestandteil des Höhlentauchens. Der Umgang mit Reel oder Backup-Lampen, bei Gas-, Sicht- und Leinenverlust sowie das richtige Gasmanagement muss regelmäßig geübt werden – idealerweise unter realitätsnahen Bedingungen. Nur wer seine Ausrüstung blind beherrscht, kann in Stresssituationen wie Silt-Outs (komplette Sichtbehinderung durch aufgewirbeltes Sediment), Gasverlust oder Orientierungsproblemen angemessen reagieren.
Hinzu kommt: Jede Höhle ist anders. Auch erfahrene Taucher sollten bei neuen Höhlen bzw. -systemen zunächst konservativ planen, sich vorsichtig herantasten und niemals die etablierten Sicherheitsregeln wie z. B. die Drittelregel für das Gasmanagement oder die Redundanzprinzipien vernachlässigen.
Ein weiterer Punkt ist die Teamarbeit. Höhlentauchen wird fast immer im Team durchgeführt. Deshalb ist es essenziell, die Kommunikation und Koordination mit dem Tauchpartner zu trainieren – inklusive Lichtsignale, Handzeichen und Verhalten in Notfällen.
Zusammengefasst: Die Ausrüstung ist das technische Rückgrat des Höhlentauchens, doch das wahre Sicherheitsnetz bildet das Wissen, die Routine und die Fähigkeit, im entscheidenden Moment ruhig und richtig zu handeln. Wer regelmäßig trainiert, Ausrüstung und Fertigkeiten hinterfragt und respektvoll mit der Umgebung umgeht, kann sich auf eine sichere und faszinierende Reise in eine verborgene Welt freuen.
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