Ruckelige Aufnahmen sind oft Folge einer schlecht getrimmten Kamera. Willst du dein Unterwasser-Foto/Video-Rig austarieren, genügen eine Kofferwaage und ein Wasserbehälter, um den nötigen Auftrieb schnell zu bestimmen.
Titelgrafik: Unterwasser-Foto/Video-Rig austarieren

Warum es entscheidend ist, dein Unterwasser-Foto/Video-Rig auszutarieren

Stell dir vor, du bist auf 25 Meter Tiefe, das Licht fällt in türkis-blauen Fächern über das Riff und vor dir gleitet ein majestätischer Hai durchs Bild. Du hebst die Kamera – und musst sie mit beiden Händen festklammern, weil sie nach unten zieht wie ein Bleiklotz. Eine saubere Kamerafahrt? Unmöglich. Die zusätzliche Anstrengung lässt deinen Luftvorrat schneller schwinden, deine Arme verkrampfen, und statt ruhiger Szenen nimmst du ruckelige Clips mit sichtbarem Zittern auf.

Ein falsch getrimmtes Unterwasser-Rig ist mehr als nur ein kleines Ärgernis: Es beeinflusst deine Tarierung, deinen Luftverbrauch und am Ende die Bildqualität. Ist die Ausrüstung zu negativ, kämpfst du ständig dagegen an; ist sie zu positiv, zieht sie nach oben und aus dem gewünschten Bildwinkel. Erst wenn Kamera, Lichtarme und Auftriebskörper im Gleichgewicht schweben, wird Filmen oder Fotografieren Unterwasser zum fast schwerelosen Tanz.

Genau hier setzt dieser Artikel an. Mit nichts weiter als einer gefüllten Badewanne und einer kleinen Kofferwaage findest du heraus, welchen Abtrieb dein Setup hat, welchen Auftrieb du hinzufügen musst und wie du damit dein Unterwasser-Foto/Video-Rig austarieren kannst. Du lernst dabei, wie du den Abtrieb misst und die passenden Auftriebskörper so platzierst, dass dein System nahezu neutral im Wasser steht. Das Ergebnis: Weniger Stress, ruhigere Kamerafahrten und mehr Konzentration aufs Motiv statt aufs Ausbalancieren.

Auftrieb und Abtrieb verständlich erklärt

Wenn wir ein Objekt ins Wasser tauchen, wirken zwei entgegengesetzte Kräfte:

  • Gewichtskraft (Abtrieb) – sie zieht das Objekt nach unten. Ihr Betrag entspricht der Masse × Fallbeschleunigung.
  • Auftriebskraft – sie drückt das Objekt nach oben. Ihr Betrag entspricht der Gewichtskraft des Wassers, das das Objekt verdrängt.

Archimedes erkannte schon vor über 2 000 Jahren, dass ein Körper genau so stark nach oben gedrückt wird, wie das Wasser wiegt, das er verdrängt. Taucht deine Kamera­einheit also ein Volumen von 1 Liter ins Wasser, erfährt sie 1 Kilogramm Auftrieb – unabhängig davon, wie schwer die Kamera selbst ist.

Abtrieb – wenn das Rig nach unten „zieht“

Ist die Gewichtskraft größer als die Auftriebskraft, besitzt das Rig negativen Auftrieb (= Abtrieb) und sinkt nach unten ab. Je größer der Abtrieb ist, desto schneller sinkt das Rig.

Eine stark negative Kamera zerrt ständig an deinen Armen. Um sie auf Höhe zu halten, brauchst du mehr Kraft in den Armen und musst das zusätzliche Gewicht unter Umständen mit Luft im Tarierjacket oder sogar mit den Lungen ausgleichen.

Auftrieb – wenn das Rig nach oben „drückt“

Ist dagegen die Auftriebskraft größer als die Gewichtskraft, steigt das System in Richtung Wasseroberfläche auf. Auch hier gilt: Je größer der Auftrieb, desto schneller der Aufstieg.

Zu viel positiver Auftrieb verschiebt schnell Winkel und Bildausschnitt, weil du die Kamera nach unten drücken musst. Vor allem Makro- oder Nahaufnahmen werden so wacklig oder unscharf.

Süß- vs. Salzwasser

Salz erhöht die Dichte des Wassers um etwa 2–3 %. Das heißt: Ein Setup, das im Pool oder dem heimischen See perfekt neutral ist, wird im Meer leicht positiv. Plane daher einen kleinen Negativ-Puffer ein oder nutze variabel befüllbare Auftriebsarme, um den Unterschied auszugleichen.

Das Ziel: Neutral oder leicht negativ

Vorab ein wichtiger Hinweis: Wenn du dein Unterwasser-Foto/Video-Rig austarieren möchtest, hast du die Wahl zwischen leicht negativem, exakt neutralem oder sanft positivem Trimm – ganz nach persönlichen Vorlieben und Arbeitsweise. Einige Unterwasserfotograf:innen schwören auf minimalen Abtrieb, weil das Setup dann ruhig in der Hand liegt und sich nicht ungewollt nach oben drückt. Andere bevorzugen einen leichten Positiv-Trimm: Entgleitet die Kamera, steigt sie gemächlich zur Oberfläche, statt in die Tiefe zu rauschen. Dein persönliches Gefühl entscheidet. Nachfolgend findest du ein paar Informationen dazu:

Trim-VarianteWenn du die Kamera loslässt …Vorteile
Neutralschwebt sie exakt auf derselben Tiefemaximale Bewegungsfreiheit; kaum Kraftaufwand; perfekte Balance für ruhige Kamerafahrten; Das System schwebt frei, wenn du es loslässt
Leicht negativ
(≈ 100–200 g Abtrieb)
sinkt sie sehr langsamstabil bei Aufnahmen mit Kamerastativ; wenig Kraftaufwand; treibt nicht nach oben, wenn du es kurz loslässt (z. B. zum Tarieren)
Leicht positiv
(≈ 100–200 g Auftrieb)
steigt sie gemächlich zur Oberflächeverringert Risiko des Verlusts – Kamera taucht auf statt ab

Und unsere Empfehlung?

Beim Unterwasser-Foto/Video-Rig austarieren hat sich ein neutraler bis leicht negativer Gesamttrimm bewährt. So bleibt die Kamera stabil in der Hand, driftet nicht nach oben und entlastet gleichzeitig deine Arme. Lässt du das Rig kurz los, bleibt es vor dir schweben oder sinkt nur minimal ab. Es bleibt auf jeden Fall in Reichweite – ideal für entspannte, ruhige Aufnahmen.

Mit diesen Basics im Hinterkopf kannst du jetzt exakt bestimmen, wie viel Abtrieb die Kamera im Wasser hat und wie viel Auftrieb du mittels Auftriebskörpern benötigst, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten. Im nächsten Schritt messen wir diesen Abtrieb ganz pragmatisch in der Badewanne.

Was du zum Messen brauchst

Den Abtrieb deines Rigs zu ermitteln ist kein Hexenwerk. Es reicht eine einfache Kofferwaage und ein Behälter mit Wasser aus – das kann alles sein, wo genug Platz für Wasser und dein Setup ist.

  • Digitale Koffer- oder Federwaage (bis ≈ 25-50 kg)
    Zeigt direkt an, wie groß der Abtrieb deines komplett montiertes Setups im Wasser ist. Achte auf eine Kofferwaage mit gut ablesbarem (digitalem) Display und Aufhängung in der Waagen­mitte, damit das Rig frei hängen kann.
  • Wasserbehälter
    Badewanne, Planschbecken, Regentonne oder Mörtelkübel
    Hauptsache, das Gehäuse lässt sich vollständig eintauchen, ohne Boden oder Wände zu berühren. So vermeidest du verfälschte Messwerte.
  • Stabile Aufhängung
    Sollte deine Kofferwaage nicht mit einer entsprechenden Aufhängung versehen sein, brauchst du zum Beispiel noch eine Schnur, um dein Rig an einem in der Mitte gelegenen Punkt festzumachen. Eine zentrale Aufhängung sorgt für ruhige, reproduzierbare Anzeigen und richtige Ergebnisse.
  • Notizblock oder Smartphone-App
    Solltest du verschiedene Setups wiegen wollen (beispielsweise einmal mit einem großen Domport und einmal ohne) solltest du die mehrere Messungen vornehmen und die einzelnen Messwerte festhalten. So behältst du später den Überblick.
  • Komplett montiertes Rig (!)
    Kamera, Objektiv, Domeport, Akkus, Speicherkarten, Lampen, Blitze, Arme, Klemmen, Filter – alles, was später mit auf den Tauchgang genommen wird, beeinflusst den Abtrieb. Schon ein neuer Filter inkl. Halterung oder ein anderer Akku kann die Balance verändern; deshalb nach jedem Umbau neu messen.

Hast du diese Basics parat, bist du bereit für den Badewannen-Test – und ermittelst in wenigen Minuten, wie viel Auftrieb dein System tatsächlich braucht.

Schritt für Schritt – die Kofferwaage-Methode

Die folgende Anleitung führt dich in weniger als zehn Minuten von der groben Schätzung zum exakten Messwert – ganz ohne Spezial­labor.

  1. Rig komplett montieren
    Baue dein System genauso auf, wie du es tauchen willst: Kamera, Port, Dome-Cover, Lampen, Blitze, Akkus, Filter, Arme, Klemmen – jedes Gramm zählt. Erst wenn wirklich alle Komponenten montiert sind, liefert die Messung ein verlässliches Ergebnis.
  2. Waage vorbereiten
    • Nutze eine digitale Koffer- oder eine Federwaage mit einem Messbereich bis 25 oder 50 kg.
    • Tarieren: Schalte die Waage ein, warte auf „0,00 kg“. So liest du später direkt den Unterwasser­wert ab.
    • Befestigung: Befestige die Aufhängung deiner Kofferwaage an einer möglichst zentralen Stelle des Rigs – je mittiger, desto ruhiger hängt das Setup.
  3. Eintauchen und messen
    • Wähle ein Becken, in dem die Ausrüstung rundum frei schwimmen kann. Während du dein Rig montierst, kann das Becken gut mit Wasser volllaufen.
    • Senke das Rig samt Waage langsam ab, bis dein Setup vollständig unter der Wasser­oberfläche schwebt. Achte darauf, dass weder Gehäuse noch Waage Wand oder Boden berühren.
    • Lies den Wert auf der Waage ab. Zeigt das Display zum Beispiel 1,3 kg, bedeutet das: Dein System hat 1,3 kg Abtrieb.
  4. Ergebnis notieren und umrechnen
    Jeder Kilogramm Unterwasser­gewicht entspricht ungefähr einem Liter verdrängtem Wasser – und damit einem Liter / Kilogramm Auftrieb, den du später durch Schwimmarme („Floats“), Schaum­körper oder Manschetten ausgleichen musst. Notiere dir diesen Wert (Datum + Setup) – er ist die Basis, um dein Unterwasser-Foto/Video-Rig austarieren zu können. Denn er dient dir als Referenz, sobald du Objektive, Lampen oder Ports wechselst.
  5. Messfehler vermeiden
    • Keine Berührung von Wänden oder Boden: Schon ein leichtes Anlehnen verfälscht das Ergebnis.
    • Waage schützen: Halte Elektronik und Display über Wasser.
    • Mehrfach prüfen: Wiederhole die Messung mehrfach; stimmen die Werte überein, kannst du sicher sein, den korrekten Abtrieb ermittelt zu haben.

Mit dieser einfachen Prozedur weißt du exakt, wie groß der Abtrieb deines Rigs im Wasser ist – und in welchem Umfang du Auftriebskörper installieren musst, um es neutral, leicht negativ oder positiv zu trimmen.

Auftriebskörper auswählen und platzieren

Nachdem du den Unterwasser-Gewichtswert kennst (z. B. 1,3 kg = 1,3 l Abtrieb), geht es ans Feintuning mit passenden Auftriebskörpern. Denn ohne passendes Auftriebsvolumen lässt sich kein Unterwasser-Foto/Video-Rig austarieren. Entscheidend sind dabei zwei Fragen:

  1. Wie viel Auftrieb brauchst du insgesamt?
  2. Wo bringst du es an, damit das Rig nicht kippt, sondern stabil in der Hand liegt?

Typische Lösungen im Überblick

AuftriebskörperTypischer Auftrieb**Pluspunkte
Schwimmarme / Floats aus Alu/Carbon100 – 900 g pro Armmodular; dienen zugleich als Lampen-/ oder Blitzhalter; mehrere Längen und Durchmesser verfügbar
Schwimmarme / Floats aus Schaumstoff50 – 200 g pro Stückgünstig; sekunden­schnell versetzbar; leicht auf vorhandene Arme montierbar; erweiterbar
Port-Float- oder Trim-Collar200 – 600 gringförmige Schaumstoff-Manschette gleicht Frontlast aus

** Herstellerangaben; tatsächlicher Lift variiert leicht mit Tiefe und Wassertemperatur.

Grobe Dimensionierung

  1. Gesamtbedarf ermitteln – 1 kg negativer Abtrieb ≙ 1 kg an Auftriebskörpern.
  2. 60 – 80 % des Volumens in Float-Armen einplanen: Sie liegen hoch über der Housing-Mitte und stabilisieren das Rig automatisch gegen Kippen.
  3. Restvolumen für den Trim verwenden. Also dort zufügen, wo es spezifische Hebel gibt – etwa am Dome-Port, damit die Kamera im Wasser nach nach vorne oder hinten kippt.

Platzierung – so bleibt das Rig in Balance

AchseTypisches ProblemLösung
Pitch (vorne/hinten)Großer Acryl-Domeport schwimmt nach obenFloat an der Unter- oder Oberseite des Rigs oder kleine Blei-Stücke am Port anbringen;
Rollen (links/rechts)Starke (schwere) Leuchte nur auf einer Seite montiertFloat-Arme beidseitig anbringen und ausbalancieren

Praktischer Tipp: Bring Auftrieb möglichst oberhalb des Schwerpunkts an; so richtet sich das Gehäuse von selbst vertikal aus, statt zu kentern.

Feintuning

Jetzt feilst du daran, dein Unterwasser-Foto/Video-Rig auszutarieren und in Balance zu bringen.

  1. Grund-Floats montieren.
  2. Rig im Becken testen – schweben lassen, beobachten, wo es kippt.
  3. In 50-g-Steps nachjustieren: Weiteren Float montieren→ testen → versetzen, bis stabil.
  4. Das Rig in Balance bringen: Es soll nicht nur im Wasser schweben, sondern auch nicht nach vorne oder hinten bzw. zu einer Seite kippen. Zusätzliche Floats und ggf. Blei ermöglichen einen perfekten Trim.
  5. Unterschied Süß-/Salzwasser bedenken (Meer ≈ +2 – 3 % Dichte) – ein paar kleine Reserve-Floats oder abnehmbare Bleischrauben vereinfachen den Wechsel.
  6. Werte notieren (Setup, benötigter Auftrieb, Positionen). So kannst du nach jedem Port- oder Lampen-Umbau schnell reproduzieren.

Vorher-Nachher-Vergleich:

Grafik: Unterwasser-Foto/Video-Rig ohne Floats mit AbtriebGrafik: Unterwasser-Foto/Video-Rig mit Floats, neutral tariert

Praxis-Check: Ist dein Unterwasser-Foto/Video-Rig austariert?

Die Messung liefert den Startwert – doch erst unter realen Bedingungen zeigt sich, ob dein Unterwasser-Foto/Video-Rig austariert ist und wirklich perfekt im Wasser liegt. Nimm dir deshalb gleich beim nächsten Tauchgang etwas Zeit für einen kurzen Funktionstest.

  1. Vorbereitung an Land
    Richte die Float-Arme symmetrisch aus und ziehe sie fest. Sorge dafür, dass alle Auftriebskörper und Bleistücke (falls vorhanden) richtig befestigt sind.
  2. Erster Test im Flachwasser
    Beginne im Flachwasser oder am Poolrand. Hier kannst du Veränderungen gefahrlos korrigieren, falls das Setup zu stark auf- oder abtriebig ist.
  3. Loslassen & Beobachten
    Lass die Kamera in Brusthöhe kurz los und beobachte:
    • Neutral: Sie schwebt auf derselben Tiefe.
    • Leicht negativ: Sie sinkt gemächlich ab.
    • Leicht positiv: Sie steigt langsam auf.
      Passt das Verhalten nicht zu deiner Wunsch-Tarierung, füge kleine Floats bzw. Bleigewichte in 50-g-Schritten hinzu oder nimm sie ab.
  4. Schwenks, Zoom, Kamera-Bedienung
    Spiele typische Bewegungen durch: Kamera nach oben und unten richten, Lampen ausrichten, Bedienung der Kamera. Ein stabiles Rig bleibt dabei in jeder Richtung ruhig, ohne zu kippen oder unkontrolliert nachzudrehen.
  5. Tiefe variieren
    Tauche auf 10–20 m ab und wieder hoch. Manche Schaumstoff-Floats komprimieren leicht, sodass der Auftrieb abnimmt und das Setup in größerer Tiefe negativer wird. Sollte das passieren, solltest du die Schaumstoff-Floats am besten austauschen oder der Setup anpassen.
  6. Strömung & Flossenschlag simulieren
    Halte die Kamera frontal in leichten Strom oder provoziere mit ein paar kräftigen Kick-Fins kleine Wasserwirbel. Ein korrekt austariertes Rig lässt sich dabei stabil führen, ohne dass du permanent gegenlenken musst.
  7. Letzter Check vorm Abtauchen
    Sind alle Klemmen fest? Sind die Floats auch weiterhin symmetrisch? Sind die Kameragriffe bequem erreichbar? Hast du ggf. deine Kamera an der Ausrüstung gesichert?

Überall einen Haken dran gemacht? Dann bist du bereit für die eigentliche Mission – jetzt richtet sich deine ganze Aufmerksamkeit wieder auf Motiv, Bildausschnitt und Licht.

Merke: Jede Änderung am Setup – anderes Objektiv, zusätzliche Lampe, neuer Akku – verschiebt den Schwerpunkt. Wiederhole den Praxis-Check deshalb kurz, sobald du etwas tauschst. Wenige Minuten Investition vor dem Abtauchen zahlen sich mit ruhigen Aufnahmen und einem entspannten Tauchgang sofort aus.

Troubleshooting

Häufige Fehler, die beim Unterwasser-Foto/Video-Rig austarieren entstehen:

ProblemWoran du es erkennstUrsacheSofort-Lösung
Rig berührt Beckenrand/BodenMesswert springt, schwankt oder ist deutlich zu niedrigBerührung entlastet die Waageggf. mehr Wasser einlassen; Rig freihängend in der Beckenmitte halten; Messung wiederholen
Salz- ↔ Süßwasser-Wechsel nicht bedachtIm Pool neutral, im Ozean plötzlich positivMeerwasser ≈ 2–3 % dichter = mehr AuftriebKleine Bleigewichte mitführen oder Floats entfernen
Auftrieb nur an den ArmenKamera kippt nach vorne (Domelast)Schwerpunkt zu hoch, Nase zu leichtTeil des Auftriebs weiter unten oder Port-Collar am Dome anbringen
Zu viel positives Drehmoment (lange Arme in Strömung)Rig dreht sich seitlich wegAuftriebskörper weit außen erzeugen HebelKürzere Innenarme oder zusätzliche Masse nah am Gehäuse
Floats komprimieren in TiefeAuf 20 m deutlich negativer als an der OberflächeOffenzellige Schaumstoffe verlieren VolumenGeschlossenzelligen Schaumstoff oder Carbon-/Alu-Floats verwenden; oder etwas Reserve-Auftrieb oben einplanen
Messung nur einmal durchgeführtWerte reproduzieren sich nichtAblesefehler, Aufsetzen auf Boden oder WandJede Messung 2-3-mal wiederholen, Mittelwert notieren
Teil(e) vergessen
(Farbfilter, Ports, Akku…)
Rig ist im Wasser anders tariert oder neigt sichSetup beim Test war nicht vollständigCheckliste nutzen; nach jedem Umbau neu wiegen

Merke: Die meisten Probleme entstehen durch schlechte Messungen, unvollständige Setups oder Änderungen in letzter Minute. Eine saubere Checkliste und ein doppelter Test – zu Hause und im Flachwasser – verhindern 90 % aller Überraschungen.

Fazit – Warum es sich lohnt, das Unterwasser-Foto/Video-Rig auszutarieren

Ein exakt getrimmtes Rig ist weit mehr als eine technische Spielerei – es verändert dein Taucherlebnis von Grund auf:

  • Weniger Kraft, mehr Ruhe und auch mehr Bottom-Time
    Statt ständig gegen Auf- oder Abtrieb anzukämpfen, gleitet die Kamera fast schwerelos mit dir. Du sparst zudem Kraft und Atemgas, weil Arm- und Beinmuskeln nicht permanent nachkorrigieren müssen.
  • Ruhigere Bilder, knackigere Schärfe
    Jede unnötige Bewegung überträgt sich auf den Clip. Ein ausgeglichenes System bleibt stabil, wenn du den Auslöser drückst oder die Hand vom Griff nimmst. Das Ergebnis sind weiche Schwenks und gestochen scharfe Einzelbilder – ganz ohne nachträgliche Stabilisierung im Videobearbeitungsprogramm (worunter immer die Qualität leidet).
  • Mehr Sicherheit & weniger Stress
    Ein leicht negativer oder neutraler Trimm verhindert, dass dir das Gehäuse plötzlich entgleitet und in die Tiefe rauscht – oder aufsteigt und dich in unkontrollierte Tarierungsmanöver zwingt. Du tauchst bewusster, entspannter und kannst dich auf Licht- und Motivgestaltung konzentrieren.
  • Reproduzierbarkeit bei jedem Umbau
    Dank klarer Messwerte lässt sich jedes Setup – vom Weitwinkel-Monster bis zum handlichen Makro-oder Actioncam-Rig – innerhalb weniger Minuten erneut austarieren. Ein kurzer Blick auf die Notizen genügt, um die richtigen Floats oder Trimgewichte zu greifen.

Am längsten an diesem Test zum Unterwasser-Foto/Video-Rig austarieren dauert fast schon das Befüllen der Badewanne bzw. des Wasserbehälters. Aber er spart dir unter Wasser Energie, Nerven und schlechte Bilder und Videos. Probiere es aus, notiere deine Werte und hab die passende Float-Kombi immer griffbereit. Schon beim nächsten Tauchgang wirst du den Unterschied spüren – in deinen Schultern, auf dem Finimeter und vor allem auf den Aufnahmen.

Gute Luft und always keep it balanced!


Bonus-Tipp: Unterwasser-Foto/Video-Rig austarieren ohne Waage (PET-Flaschen-Methode)

Du hast gerade keine Koffer- oder Feinwaage zur Verfügung, möchtest aber dein Unterwasser-Foto/Video-Rig austarieren? Dann hilft eine simple, leere 1,5-Liter-PET-Flasche – im Zweifel auch zwei. So gehst du vor:

  1. Flasche(n) befestigen
    Hänge eine saubere, verschlossene PET-Flasche mit einem kurzen Karabinerband zentral an dein komplett montiertes Rig.
  2. Alles vollständig untertauchen
    Bringe Kamera, Flasche und Befestigung ins Wasser, bis alles untergetaucht ist und nichts die Wand oder den Boden berührt.
  3. Wasser einfüllen, bis das Setup schwebt
    Öffne den Deckel leicht und lasse langsam Wasser in die Flasche strömen. Sobald Rig + Flasche frei schwebt (neutraler Trimm), stoppst du.
  4. Restluftvolumen messen
    Flasche herausnehmen, Deckel festzuschrauben und das enthaltene Wasser in einen Messbecher kippen.
    Beispiel:
    – Flaschenvolumen 1,5 l
    – Eingefülltes Wasser 0,4 l
    – Verbleibende Luft 1,1 l → Du brauchst ≈ 1,1 kg positiven Auftrieb.
  5. Bei Bedarf zweite Flasche verwenden
    Ist das Set-up mit einer Flasche noch zu schwer, hänge eine zweite daran und wiederhole Schritt 3.

Quelle: Die PET-Flaschen-Methode wird u. a. im Praxisartikel von Fantic UW-Foto beschrieben.

Mit diesem Quick-Hack erhältst du auch ohne Waage eine erstaunlich präzise Angabe, wie viel Auftrieb dein Rig benötigt – ideal für unterwegs oder den letzten Check kurz vorm Urlaub, bevor du dein Unterwasser-Foto/Video-Rig austarieren und abtauchen gehst.

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